Hulda Gold (vgl. "Schatten und Licht", "Scheunenkinder": BP/mp 20/679, 21/409) hat 1924 eine Anstellung in der neuen Frauenklinik in Berlin-Mitte gefunden. Die Ärzte dort trauen den Hebammen viel weniger zu, als sie als freie Hebamme verantworten musste. Ihr fällt auf, dass bei einem der zwei Oberärzte immer wieder Eingriffe und Geburten mit tödlichen Folgen misslingen, die Frauen verbluten. Als Huldas Freundin, eine Apothekerin, wegen Schwangerschaftsproblemen in diese Klinik muss, fällt Jette eine ungewöhnliche Verordnung von Aspirin auf. So kommt sie dem Arzt Magnus Redlich auf die Spur, der gewagte Forschungen betreibt, um eine Professur zu erlangen. Auch Huldas Privatleben ändert sich: Sie trennt sich vom Kriminaler Karl North und lernt einen Assistenzarzt aus besseren Kreisen kennen. - Die Geschichte ist flott erzählt. Dabei sollte man nicht aus den Augen verlieren, was die Autorin über die Zeitumstände sagt. Über den Hochmut männlicher Mediziner, die Fortschritte in der Krankenpflege und -fürsorge, aber besonders über aufkeimende antisemitische Tendenzen. In einem Nebenstrang der Handlung setzt Stern sich auch mit den Problemen homosexueller Menschen auseinander, die unter gesellschaftlicher Ächtung und der Strafdrohung des § 175 StGB leiden. Die angenehme Einbettung dieser soziologischen Fakten vermittelt auch dem historisch wenig interessierten Leser ein zutreffendes Bild jener Jahre. Deswegen ist auch der dritte Teil für viele Büchereien besonders empfehlenswert.
St. Michaelsbund
Serie / Reihe: Fräulein Gold
Personen: Stern, Anne
Ster
Stern, Anne:
Fräulein Gold : Der Himmel über der Stadt. - Hamburg : Rowohlt, 2021. - 474 Seiten ; 21 cm x 13.5 cm, 567 g. - (Fräulein Gold; Band 3)
ISBN 978-3-499-00431-5 Broschur : 16.00 (DE), EUR 16.50
Schöne Literatur - Buch