Auch kleine Kinder haben ein Recht auf Wahrheit. (ab 6) (JE) Winter 1916, irgendwo in Frankreich: Die 5-jährige Rosalie ist morgens immer die Erste in ihrer Klasse. Eigentlich ist sie noch zu klein für die Schule, aber ihr Vater ist im Krieg und die Mutter arbeitet in der Fabrik. So sitzt Rosalie jeden Tag ganz hinten unter den Garderobenhaken und alle glauben, sie würde nur in ihr Heft malen und vor sich hin träumen. Doch Rosalie ist eine Soldatin mit einer geheimen Mission. Am Abend liest Mama ihr immer die Briefe ihres Vaters vor, die davon erzählen, wie es nach dem Krieg zu Hause sein wird. Dann kommt eines Tages ein Brief in einem blauen Umschlag, den ihr die Mutter nicht vorliest. Doch Rosalies Mission ist beendet - sie hat lesen gelernt. Die kleine Ich-Erzählerin spürt, dass mit den Briefen ihres Vaters etwas nicht stimmt. Die Mutter dagegen schafft es nicht, der kleinen Tochter den echten Inhalt der Briefe vorzulesen, der sich stark von den erfundenen unterscheidet. Sie will die Illusion so lange wie möglich aufrechterhalten und merkt nicht, dass sie ihrer Tochter damit nichts Gutes tut. Es ist kein leichtes Thema, das sich der französische Autor hier vorgenommen hat und es gibt auch kein Happy End im üblichen Sinn. Aber de Fombelle erzählt die Geschichte sehr behutsam aus der Sicht des Kindes. Man kann sie auch als Appell an die Erwachsenen sehen, Kinder auch bei emotional belastenden Vorfällen nicht zu belügen. Denn erst als Rosalie die Wahrheit kennt, ist es ihr möglich, der Mutter wieder zu vertrauen und sich ihr nahe zu fühlen. Die feinfühligen Illustrationen von Isabelle Arsenault sind vorwiegend in dunklen Tönen gehalten. Farbakzente werden vor allem durch Rosalies orangerote Haare gesetzt. Eine berührende Geschichte mit einem versöhnlichen Ende, allen Bibliotheken sehr zu empfehlen.
Personen: Fombelle, Timothée de Arsenault, Isabelle Scheffel, Tobias Grebing, Sabine
grün 10 K
Fombelle, Timothée de:
Rosalie : Als mein Vater im Krieg war / Timothée de Fombelle. Mit Bildern von Isabelle Arsenault. Aus dem Franz. von Tobias Scheffel und Sabine Grebing. - Hildesheim : Gerstenberg, 2020. - 61 S. : zahlr. Ill. (farb.)
ISBN 978-3-8369-6040-3 fest geb. : ca. € 15,50
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