Die Protestbewegungen der 1960er Jahre kritisierten ein umfassendes, alles durchdringendes autoritäres und repressives System: Dieses System bewirke eine Entfremdung der Individuen von ihren Bedürfnissen und Interessen, welche den Widerstand gegen soziale Herrschaft und kapitalistische Ausbeutung nahezu unmöglich mache. Eine solche Annahme macht jedoch den Standpunkt des Kritikers selbst prekär. Es ist nicht auszuschließen, dass er selbst noch den von ihm kritisierten Bedingungen unterliegt. Dieses Problem der Begründbarkeit einer gesellschaftskritischen Position scheint gerade für die deutsche Protestbewegung zentral geworden zu sein: Im Mittelpunkt ihrer Diskussionen stand die Frage nach dem Zusammenhang von notwendiger Selbstveränderung und sozialer oder politischer Veränderung. Die Auseinandersetzung lässt die Kontroversen der "68er" auch aus einer bildungsanalytischen Perspektive interessant werden, da sich in ihnen der problematische Zusammenhang von Prozessen der Selbst- und Weltveränderung entfaltet.
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Weiterführende Informationen
Personen: Schäfer, Alfred
Schäfer, Alfred:
1968 - die Aura des Widerstands : Verlag Ferdinand Schöningh, 2015. - 218 S.
ISBN 9783657782178