Was, wenn ein scheinbarer Glücksfall sich als Gegenteil entpuppt? Die Unterstützung durch eine geheimnisvolle Betreuerin bringt eine ältere Dame in Bedrängnis. Ruth, eine noch sehr rüstige Seniorin, wohnt nach dem Tod ihres Mannes alleine im ehemaligen Strandhaus der Familie an der Küste Australiens. Ihre beiden Söhne leben weit entfernt - gelegentlich fühlt sie sich einsam. Ihre Tage organisiert sie nach bestimmten Mustern - alles verläuft in geordneten Bahnen, bis, ja, bis sie plötzlich Albträume quälen, in denen ein Tiger nachts in ihr Haus eindringt. Kurz nachdem Ruth diesen warnenden Traum das erste Mal hat, steht eine unbekannte Frau vor ihrer Tür - im Auftrag eines staatlichen Pflegeprogramms soll sie ihr von nun an zur Hand gehen. Die resolute Betreuerin wird täglich von einem Taxi gebracht und übernimmt in kurzer Zeit das Regiment in Ruths Haus. Frida schrubbt, besorgt Medikamente, übernimmt die Bankgeschäfte und macht sich unentbehrlich. Nach außen scheint alles mehr als perfekt - doch Frida und der Tiger sind gekommen, um zu bleiben. Kleine Hinweise in den Erzählungen der alten Dame - über die Kapitel hinweg - passen plötzlich nicht mehr recht ins Bild einer ordnungsgemäßen Betreuung und lassen bei den LeserInnen die Alarmglocken läuten. Was folgt, ist ein psychologisches Katz-und-Maus-Spiel. Das Ungleichgewicht zwischen der Betreuten und der Betreuerin wird in den von Ruth beschriebenen banalen Handlungen und Äußerungen Fridas zunehmend spürbar. Die Autorin vermag die Spannung bis zum Ende perfekt aufrechtzuerhalten. Ruths Ahnungslosigkeit, ihr Misstrauen und ihre gleichzeitige Gutgläubigkeit werden eindringlich und glaubhaft geschildert. Der Tiger wird zur schicksalhaften Metapher für die unheimliche, nicht in Worte zu fassende Bedrohung. Realistisch und alarmierend! Allen Bibliotheken zu empfehlen.

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Personen: Walitzek, Brigitte McFarlane, Fiona

Standort: Bibliothek

Schlagwörter: Alter Demenz Einsamkeit