Selbstfindungsgeschichte einer jungen Frau, die von ihrer Mutter abhängig ist. Sofia, die Ich-Erzählerin, reist mit ihrer Mutter nach Spanien zu einem renommierten Orthopäden, um ihre lahmen Beine zu kurieren. Die Gesundheitsprobleme der Mutter haben augenscheinlich psychosomatische Ursachen. Sie verlangt ständig Hilfe und wirft Sofia Faulheit und Egoismus vor; Sofia kann ihr nichts recht machen. Im heißen Almeria lernt Sofia Juan kennen, der ihre schlimmen Quallenbisse am Strand versorgt. Dann verliebt sie sich in die unkonventionelle Ingrid, die ihr langsam klar macht, dass sie auch mal an sich selbst denken soll. Auch der Arzt der Mutter mit seiner feinfühligen Beobachtungsgabe bringt sie dazu, sich mit ihrem eigenen Befinden auseinanderzusetzen. "Sie benutzen Ihre Mutter als Schutzschild gegen die Notwendigkeit, ein eigenes Leben zu führen". Zentrales Thema ist die Selbsteinschätzung von Frauen. Sofia hat zwar ein Anthropologie-Studium absolviert und will ihre Doktorarbeit beenden, doch verschiebt sie dies, um ihrer Mutter zu helfen. Sie hält sich für eine Versagerin, sehnt sich aber durchaus nach einem anderen Leben. Geprägt durch das weibliche Rollenbild, das ihr vorgelebt und abverlangt wird, verstärken Sofias griechischen Wurzeln die Erwartungen noch, dass sie sich zurücknehmen und andere an erste Stelle setzen soll. Und obwohl ihre Mutter dasselbe Schicksal teilt, vererbt sie es aktiv, indem sie von ihrer Tochter ebenfalls Selbstaufgabe verlangt. Sofias Befreiungsschlag am Ende ist radikal. Eine poetische Geschichte für anspruchsvolle Leser. (Übers.: Barbara Schaden)
Personen: Levy, Deborah
Levy, Deborah:
Heiße Milch : Roman / Deborah Levy. - 1. Aufl. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2018. - 287 S. ; 21 cm. - Aus dem Engl. übers.
ISBN 978-3-462-04977-0 fest geb. : 20,00
Schöne Literatur - Signatur: Levy - Schöne Literatur