Die Vorstellungen der Erwachsenen, die Vorstellungen von Kindern und der Ausbruch aus einer Kiste. (ab 6) (JD) Die Literatur-Nobelpreisträgerin Toni Morrison hat drei Kinderleben skizziert; es handelt sich dabei um Kinder, die gar nichts besonders "Schlimmes" getan haben, es reicht ihre Existenz aus, um sie als unerwünscht in der sauberen, ruhigen, ungestörten und ordentlichen Welt der Erwachsenen erscheinen zu lassen. So sitzen die drei in der Kühle der Kiste, bestens mit Insignien des Wohlstandes und der Kinderwelten ausgestattet, doch eingesperrt, ohne Blick ins Freie. Die Einsamkeit der Kinder und deren Isolation zeigt sich in den doppelseitigen, großflächigen Zeichnungen: hier ist das Detail stark betont und in kindertümlichem Stil gemalt. Vielleicht berührt deshalb die einfache Strichführung und das Kindliche so besonders stark; Toben im Freien wechselt als Fantasiewelt zum sterilen Kistenambiente. "Warum darf ich Freiheit nur träumen?" fragt Mickey, der Bub zwischen den beiden Mädchen Patty und Liza Sue; Liza darf sich Land und Bäche in der Kiste auf der Heimkinowand anschauen und den Braten zum Erntedankfest essen. Text und die Illustration spielen mit dem Gegensatz Kultur und Natur; die Erwachsenen sind es, die den Zugang zur Natur verloren haben, die Kinder wegsperren und sie mit Künstlichem domestizieren und ein bisschen auch erfreuen wollen. Das Ende der Geschichte hebt die Spannung und Isolation auf und lässt Nachdenklichkeit zurück. Ein Bilderbuch für Sammler/innen, für Elternabende, zum Nachdenken und Diskutieren für Kinder ab 6 Jahren. Ein Buch, das Vermittlung und Gespräch erfordert.
Personen: Morrison, Toni Morrison, Slade Potter, Giselle
Freundschaft Kinde
¬Die¬ Kinderkiste / Toni Morrison mit Slade Morrison. Illustriert von Giselle Potter. - Reinbek : Rowohlt Taschenbuch Verl., 2000. - [22] Bl. : durchg. Ill. ; 28,5 cm
ISBN 978-3-499-21132-4 fest geb. : 218,00 / € 1
Freundschaft - Buch