„Hinter der Turnhalle auf unserem Schulhof ist eine Grube, wir nennen sie „‘unsere Grube’“. Diese Grube ist der liebste Spiel- und Abenteuerplatz der Kinder und positioniert sich kontrapunktisch zur sterilen Freifläche ihrer Schule. In der Grube gibt es all das, was aus dem Schulhof verbannt wurde: Äste, Steine, Unkraut, Baumstümpfe … Alles, woran man sich verletzen kann, oder vielleicht sogar sterben, wie Frau Erickson, die Lehrerin, sagt. Deshalb hassen die Erwachsenen die Grube. Was die Erwachsenen ängstigt, beflügelt die kindliche Phantasie und gibt ihnen die Möglichkeit sich auszuprobieren, selbstgewählte Herausforderungen zu meistern und ihre Lern- und Spielumgebung eigenständig zu gestalten. Misstrauisch stehen die Erwachsenen am Rand der Grube und scheinen nur darauf zu warten, dass sich endlich ein Kind verletzt, um das Spiel an diesem Ort verbieten zu können. Nach 12 unfallfreien Tagen stürzt Vibeke auf dem Weg zur Grube, das ist Anlass genug, die Grube zu sperren. Es dauert nicht lange, bis sich die Kinder den Ort erneut erobern und am Rand der Grube spielen. Für die Erwachsenen ist klar: die Grube muss weg! Doch selbst das Zuschütten der Grube kann den kindlichen Gestaltungswillen und Spieltrieb nicht bremsen, denn neben der Grube ist ein Hügel entstanden und der ist noch besser als die Grube und der Grubenrand zusammen. Emma Adbåge verhandelt hier einen gängigen Konflikt zwischen Kindern und Erwachsenen: Erwachsene, die aus Engstirnigkeit oder Sorge vor Gefahr kindliche Kreativität und Exploration beschneiden und ihnen damit wertvolle Spiel- und Lernerfahrungen nehmen. Aus der Perspektive der Kinder erzählt, wird die Absurdität und Engstirnigkeit dieser pädagogischen Intervention überdeutlich. Die Kinder sind es auch, die im Mittelpunkt der Bild- und Texterzählung stehen. Adbåges erzählerischer Blick ist parteiisch: Dem freudig konzentrierten, bewegten Ausdruck der Kinder beim Spiel stellt sie den argwöhnisch statischen Blick der Erwachsenen gegenüber. Die konturierten Illustrationen nehmen – wie der Text – die kindliche Perspektive in den Fokus und zeigen überdeutlich, was besorgten oder unempathischen Erwachsenen oftmals entgeht. Kinder werden sich in diesem Bilderbuch wiederfinden und Erwachsene können am kindlichen Blick wachsen.
Personen: Adbåge, Emma Buchinger, Friederike
Toleranz Adbag
Adbåge, Emma:
Unsere Grube / Emma Adbåge. Aus dem Schwed. von Friederike Buchinger. - Weinheim : Beltz & Gelberg, 2021. - [34] S. : überw. Ill. (farb.)
ISBN 978-3-407-75495-0 fest geb. : ca. € 14,40
Toleranz - Buch