Wodin ist Schriftstellerin und Übersetzerin, sie kam 1945 in einem Lager für Displaced Persons in Fürth in Deutschland zur Welt. "Sie kam aus Mariupol" ist das Buch über eine Spurensuche. Durch Zufall macht sich die Autorin auf die Spuren ihrer ukrainischen Mutter, die mit ihrem Mann 1943 als "Ostarbeiterin" nach Deutschland verschleppt wurde. Als Wodin 10 Jahre alt war, verübt die Mutter Selbstmord. Sie hat nie über die Zeit als Zwangsarbeiterin gesprochen. Wodin hält sich im Sommer 2013 in einem Ferienhaus an einem See in Mecklenburg auf. Sie tippt den Namen ihrer Mutter in eine russische Suchmaschine und findet prompt einen Treffer. Damit beginnt die Spurensuche. Wodin spricht von einer "Blackbox", da sie kaum etwas über ihre Mutter weiß. Ein gewisser Konstantin, der ehrenamtlich hilft, verschollene Menschen ausfindig zu machen, versorgt sie mit Informationen. Wodin besitzt nur drei Fotos von ihrer Familie und die Heiratsurkunde der Eltern. Es gibt kaum Literatur über die so genannten "Ostarbeiter", wie Göring sie genannt hat, die unter unmenschlichen Bedingungen in Deutschland geschuftet haben. Über 42.000 Zwangsarbeiterlager hat es in Deutschland gegeben. Laut Konstantin war die Familie adelig und hat im Laufe der Oktoberrevolution alles verloren. Nach und nach recherchiert sie die Familiengeschichte: die elegante Großtante Jelena, der Bruder der Mutter, ein Rotarmist, der an der Front Opernarien sang und die Schwester Lidia, die in ein stalinistisches Straflager kam. Die Katastrophen des 20. Jahrhundert spiegeln sich in dieser Familiengeschichte. Das Buch lässt verschiedene Lesarten zu: Man kann es als Familiengeschichte, als Buch über die Zwangsarbeiter in Deutschland und als sehr persönliches Buch einer Spurensuche lesen. Wodin erzählt nüchtern und frei von jeglichem Pathos.
Personen: Wodin, Natascha
Wodin, Natascha:
Sie kam aus Mariupol / Natascha Wodin. - Reinbek : Rowohlt, 2017. - 363 S. : Ill. : Illustrationen
ISBN 978-3-498-07389-3 fest geb.
Schöne Literatur - Signatur: Wodin - Buch