Karneval im Dritten Reich: Gleichschaltung und Umfunktionierung zum Propagandainstrument.

Die beiden Historiker beschreiben zunächst die Entwicklung des Karnevals von seinen Anfängen bis 1933. Dann wird die NS-Zeit (bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs) genauer beleuchtet, wobei die Hochburgen Köln, Mainz und München besonderes Gewicht erhalten. Bald nach 1933 führt man Führerprinzip und die "Rassegesetze" in den Karnevalsvereinen ein. 1937 wird der "Bund Deutscher Karneval" gegründet, dem alle Karnevalsvereine beitreten müssen. Das ambivalente Verhältnis zwischen kollektiven Gemeinschaftserlebnissen und in Maßen legitimierter Verhöhnung von Autorität und Obrigkeit, z.B. in Büttenreden, macht den Karneval für die nationalsozialistische Führung zu einem gefährlichen, aber auch zu einem verlockenden Phänomen. Man fördert die Inszenierung des Karnevals als deutsches Brauchtum, während man private Feste möglichst unterbindet und öffentliche Veranstaltungen genau kontrolliert. Spottlust, Kritik und Hohn werden dabei nach außen (Völkerbund, Kommunismus) oder auf den inneren "Feind" (Juden, Linke) projiziert. Büttenreden und Umzüge werden immer mehr zu Propagandaveranstaltungen umfunktioniert. Nachhaltiger Widerstand gegen das Regime kann weder von den traditionell konservativ geprägten Karnevalsvereinen noch von einzelnen Karnevalsrednern erwartet werden und ist tatsächlich auch selten zu verzeichnen. Die Studie zeigt allerdings, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung von vorneherein mit der NSDAP sympathisierte. - Die materialreiche Studie wendet sich nicht nur an Fachhistoriker, sondern an eine breite Öffentlichkeit und ist deshalb auch leicht lesbar gehalten. Auf Anmerkungen wird bei den reichlich verwendeten Bild- und Textquellen verzichtet. Empfehlenswert!
Helmer Passon

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Personen: Dietmar, Carl Leifeld, Marcus

Standort: Sachbuch

Schlagwörter: zweiter Weltkrieg Fasching Drittes Reich Karneval Hitler

Interessenkreis: Drittes Reich