Es gibt Bücher, die muss man sich erarbeiten. Sie liegen in der Hand wie ein Rubik-Würfel und man muss sie einige Zeit drehen und wenden, ehe sie sich einem erschließen. Und es gibt Bücher wie Thomas Klupps „Wie ich fälschte, log und Gutes tat“ – hier genügen genau drei Sätze, um Lesende zu gewinnen: „Heute war der beste erste Schultag ever. Weil ich nämlich nicht in der Schule war. Statt im Unterricht zu sitzen, bin ich Ballon gefahren.“ Mit diesem Aufschlag sind wir auch schon mittendrin im temporeichen Vergnügen, das die Geschichte um den heranwachsenden Ich-Erzähler Benedikt Jäger bietet: Drei Monate im Leben eines Sechzehnjährigen, der nicht nur fälscht, lügt und Gutes tut, sondern auch feiert, scheitert, triumphiert. Ob auf dem Tennisplatz, bei der Charity-Veranstaltung seiner Mutter oder dem Werbeplakat der Anti-Drogen-Kampagne: Benedikt Jäger macht überall eine gute Figur. Weniger gut läuft es allerdings in der Schule. Weniger gut ist auch, dass er deswegen eine Menge Zeit aufs Lügen und Fälschen verwenden muss, um seine mäßigen Leistungen vor den Eltern geheim zu halten, und dafür zu sorgen, dass sich Eltern und Lehrer nie begegnen. Klingt abgedreht? Stimmt, vieles wirkt hier übertrieben, verzerrt – und ist gerade deshalb mitreißend und authentisch: Es sind Geschichten, die man sich nicht ausdenkt, sondern die man erlebt, wenn man 16 Jahre alt ist, das Gefühl der Unsterblichkeit im Gepäck hat und noch dazu wohlhabend, privilegiert, gutaussehend und selbstsicher ist wie der Protagonist dieser rasanten Geschichte. Und noch ein bisschen mehr Spaß macht es, zuzusehen, wie ihm allmählich vom ganzen Schwindel schwindelig wird, er die Balance verliert – und abstürzt? Ob es Benedikt gelingt, sich den Kriminellen Crystal Mäx vom Leib zu halten, den gewaltbereiten Tennisproleten aus dem Nachbarort zu entkommen, die Sache mit Marietta zu klären, seinen Mathelehrer und Endgegner zu überwinden und genügend Geld zu beschaffen, um nochmal seine Haut zu retten? Thomas Klupp hat mit „Wie ich fälschte, log und Gutes tat“ einen brillant witzigen, kurzweiligen Roman vorgelegt, der durch großartige Einfälle und pointierte Dialoge besticht.
Personen: Klupp, Thomas
Klupp
Klupp, Thomas:
Wie ich fälschte, log und Gutes tat : Roman / Thomas Klupp. - Berlin : Berlin-Verl., 2018. - 253 S.
ISBN 978-3-8270-1366-8 fest geb. : EUR 20,60
Schöne Literatur - Buch