Brigitte Jüngers Kinderbuch "Käfersommer" wendet sich an ein jüngeres Publikum. Das macht sie formal und inhaltlich sehr ambitioniert, verstrickt sich dabei aber hin und wieder zu sehr in Klischees. Alkoholismus kann jeden erwischen, mag wohl die Botschaft lauten: So spielt sich das Drama eines alkoholkranken, weil arbeitslos und früh verwitweten Vaters unter Intellektuellen ab - mit lebensunfähigem Insektenforscher, großherzigem Zoo-Arzt, zerstreuter Archäologin und verstaubter Archivarin. Die Kinder pflegen nicht weniger akademische Hobbys wie Bücher verschlingen oder Käfer sammeln. Eine frische Idee ist es da, die Geschichte aus der Perspektive zweier Kinder erzählen zu lassen und deren Parts typografisch voneinander abzusetzen. Auf der einen Seite haben wir da Edda, Tochter aus gut behütetem und liebevollem Elternhaus. Auf der anderen Seite erzählt Jo, der Viertklässler mit alkoholkrankem Vater, von seinem Alltag, in dem sich die Dinge verkehrt haben. Denn Jo hat sich daran gewöhnt, für seinen Vater zu sorgen und den Anschein einer normalen Familie aufrechtzuerhalten. Das hat ihn weit vor der Zeit reifen lassen. Kind ist er nur dann, wenn er als Seemann Fantasiereisen unternimmt oder sich im Mikrokosmos seiner Käfer bewegt, von denen er das Wegducken gelernt hat. Die Rettung naht schließlich in Gestalt der kleinen Edda, ihrer Eltern und der patenten Tante Milla. Ein bisschen viel des Guten auf einmal. Dennoch interessiert mich, wie wohl die blütenzarte, hauchdünn angedeutete Liebesgeschichte zwischen Edda und Jo weitergeht. Vielleicht wird das ja ein neues Buch?
Personen: Jünger, Brigitte
Jünger, Brigitte:
Käfersommer / Brigitte Jünger. - Wien : Jungbrunnen, 2011. - 152 S.
ISBN 978-3-7026-5833-5 fest geb. : EUR 1,00
Z Ju - Signatur: Z Ju Jünge - Buch