Gesellschaft und Alltag in den 1960er Jahren am Beispiel dreier weitverzweigter Familien. (DR) Drei Schauplätze (San Remo, Köln, Hamburg) und drei Familien - einander verwandtschaftlich und freundschaftlich verbunden - markieren die Grundstruktur dieses breit angelegten, dialogreichen Romans. Die 1960er Jahre gelten einerseits als Zeit des beginnenden deutschen Wirtschaftswunders, eines optimistischen Aufbruchs nach den bitteren Kriegs- und Nachkriegsjahren. Andererseits sind die Traumata aus dem Weltkrieg noch lange nicht überwunden. Ein eindrucksvoller Protagonist in diesem Gesellschaftsroman verkörpert diese beiden Merkmale sehr deutlich: Pips Sander ist in einer Folterkammer der Nazis schwer misshandelt worden, hat dabei einen Finger und seine Geschlechtsorgane eingebüßt. Er spielt mit nur neun Fingern exzellent Klavier, zuerst in einer Bar in San Remo, später in Hamburg, bis er einen lukrativen Plattenvertrag in Köln bei Electrola erhält. Seine Impotenz hemmt ihn in der Beziehung zu Frauen, obwohl er ein attraktiver Mann und umschwärmter Künstler ist. Viele politische Ereignisse dieses Jahrzehnts klingen an (Mauerbau in Berlin, Hochwasser in Hamburg, Ermordung John F. Kennedys, Vietnamkrieg…), ebenso kulturelle Reminiszenzen (Gustav Gründgens, frühe Beatles, Marlene Dietrich-Lieder, Adamo, Bestseller »Angelique«…). Für Leser*innen, die diese Zeit erlebt haben, sicherlich eine nostalgische Erinnerung. Als notwendige Orientierungshilfe in diesem Figurenreichtum sind eine Kurzbeschreibung der wichtigsten Personen und die Familienstammbäume vorangestellt. Für größere Bestände.
Personen: Korn, Carmen
Korn
Korn, Carmen:
Zwischen heute und morgen : Roman / Carmen Korn. - München : Kindler, 2022. - 572 Seiten
ISBN 978-3-463-40705-0 Festeinband : EUR 24,70 (AT)
Schöne Literatur - Buch