Der neue Thriller von Nele Neuhaus spielt im Bereich der Pflegeelternschaft, er hat aber viele unnötige Figuren und Längen. (DR) Ein alter Mann stirbt, seine Leiche wird erst zwei Wochen später in seinem Haus entdeckt. Tragisch, aber soweit nicht ungewöhnlich, wäre da nicht sein Hund, den jemand ohne Fressen und Trinken in den Hundezwinger gesperrt hat und der aus lauter Verzweiflung den dortigen Boden aufgegraben hat. Was er zutage fördert, sind die Knochen mehrerer immer im Mai verschwundener Frauen, die vor Jahren dort vergraben wurden. Das Team rund um die Hauptermittler Oliver von Bodenstein und Pia Sander kann immer mehr Tote und Vermisste einem bestimmten Muster zuordnen und muss sich fragen, ob mit dem Tod des alten Mannes die Mordserie vorbei ist oder ein Serienmörder weiterhin sein Unwesen treibt. Schon bald ist es wieder Mai... Die Handlung plätschert leider über mehrere 100 Seiten dahin, eine Zeit lang geht es nur um Leichenzuordnungen und Zeugenbefragungen. Richtige Spannung kommt erst im letzten Drittel des 552 Seiten starken Buches auf. Die Vielzahl an Figuren, die alle namentlich benannt sind, ist fast schon charakteristisch für Neuhaus. Trotz vieler Kritiken folgt die Autorin ihrem Schema. Somit ist das Lesen dieses Buches harte Arbeit, ich habe wieder jeden einzelnen in der Geschichte vorkommenden Namen mitgeschrieben, da man trotz des Namensregisters sonst keine Chance hat, den Überblick zu behalten: Die im Register aufgelisteten 41 Figuren stehen den tatsächlich in der Geschichte vorkommenden und namentlich benannten 153 (!) Figuren gegenüber (davon acht Hunde und eine Katze, die - bis auf einen Hund - entbehrlich für die Handlung gewesen wären). Auch einige Logikfehler (ein Tagebuch wird zuerst gelesen und einige Zeit und Seiten später erst gefunden; ein Mordopfer hat zuerst Söhne, dann doch wieder Töchter usw.) sind ärgerlich. Die Vermutung liegt nahe, dass die Autorin in ihrem (Namens-)Wirrwarr selbst die Übersicht verloren hat. Dieser Band ist nur etwas für hartgesottene Anhänger-innen der Taunus-Reihe. Neueinsteiger_innen ist dieses Buch auf keinen Fall zu empfehlen. Neuhaus greift das wichtige Thema der Pflegeelternschaft auf, aus dem viel zu machen gewesen wäre, bietet aber wenig Innensicht und verfällt schnell in Klischees. Fazit: Das Lesen sollte man sich lieber zweimal überlegen.
Personen: Neuhaus, Nele
Neuha
Neuhaus, Nele:
Muttertag : Kriminalroman / Nele Neuhaus. - Berlin : Ullstein, 2018. - 555 S. - 51/18
ISBN 978-3-550-08103-3 fest geb. : ca. € 22,70
Buch