Das recht kurze erste Kapitel erzählt von einem Mann, der Hals über Kopf zu seinem Ferienhaus an einem See fährt, um allein zu sein. Man ahnt nur, dass er etwas Schreckliches erfahren hat und dass es um Leben und Tod geht. Dann lässt Jostein Gaarder seinen Protagonisten in der Ich-Form mit Blick auf seine Vergangenheit erzählen. Er beginnt mit Eirin, der Liebe seines Lebens, mit der er die erste Liebesnacht in diesem Haus am See verbrachte und das sie später gekauft haben. Für beide ist dies ein Glücksfall, denn es führt sie nach einer Ehekrise wieder zusammen. In dieser Phase hatte er eine kurze Affäre mit seiner ersten Freundin, die pikanterweise sowohl seine als auch Eirins Hausärztin ist. Von ihr erhält er auch die Diagnose, dass er bald sterben wird. Er denkt voller Liebe an den Sohn, die Schwägerin und vor allem an seine Enkelin. Und er denkt viel über die Astrophysik und die Unendlichkeit des Universums nach. Die Erkenntnis, dass alles so wundersam gefügt ist, dass alles "genau richtig" ist, dass es nicht anders sein kann und dass es sehr wohl möglich ist, dass es "bei diesem Universum um etwas geht", scheint ihm wie eine Hoffnung. Aber will er zum Pflegefall werden, oder wäre ein selbst bestimmter Tod nicht würdevoller? - Dem Ende dieser "kurzen Geschichte einer langen Nacht" sei hier nicht vorgegriffen, nur so viel: Es ist überraschend und beweist Gaarders Erzählkunst. Anzumerken wäre aber doch, dass manche Passagen etwas angestrengt und langatmig wirken könnten. Von diesem kleinen Makel abgesehen erzählt das Buch von einer tiefen Lebenskrise und einer schweren Entscheidung - und wird bestimmt viele Leser*innen ansprechen. Allen Büchereien sehr empfohlen. Barbara Nüsgen-Schäfer
Personen: Gaarder, Jostein
Gaard
Gaarder, Jostein:
Genau richtig : eine kurze Geschichte einer langen Nacht / Jostein Gaarder ; aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs. - München : Hanser. - 124 S. - Aus dem Norwegischen
ISBN 978-3-446-26367-3
Schöne Literatur - Buch