Was geschieht in der arabischen Welt, nachdem - wie man es heute absehen kann - die beiden bisher herrschenden Ideologien, die nationalistische und die islamistische, ihre Wirkungskraft endgültig verloren haben? Das neue Buch über die arabische Politik von Volker Perthes weiss eine Antwort darauf: Es wird zum «autoritären Pluralismus» kommen. Darunter versteht der Verfasser ein Regime mit einem letztlich entscheidenden Staatschef oder Monarchen, der jedoch von sich aus darauf ausgehen wird, seine absolute Macht so weit zu moderieren, dass bestimmte Personen, Technokraten, erfolgreiche Geschäftsleute, einige Intellektuelle, manchmal sogar gewählte «Volksvertreter», beratend oder sogar mitbestimmend bei der Regierung mitwirken werden. Es wird, so erwartet Perthes, keine Demokratie in dem Sinne geben, dass eine Regierung abgewählt werden kann und eine neue durch Wahlen zustande kommt. Doch Perthes sieht die Überwindung des bisherigen Zustands voraus, der darauf hinausläuft, dass eine einzige Person alle Entscheide von Gewicht fällt und alle anderen seine Befehle entgegennehmen. Es wird mehr öffentliche Diskussion, mehr Information für die Bevölkerung, mehr Möglichkeiten konstruktiver Mitarbeit anstelle blossen Gehorsams geben. Es wird zwar weiterhin einen eigentlichen Machthaber geben, er wird aber eher dazu da sein, einem Entgleisen des Staatsapparates zuvorzukommen, als das Steuer alleine zu führen. Diese Prognosen, die der Verfasser selbst als optimistisch bezeichnet, werden nicht von ungefähr aufgestellt, sondern in genauen Analysen begründet. Anpassungszwang Das Buch schildert in einem ersten Teil die Gesamtentwicklung der arabischen Welt seit der Unabhängigkeit und den Tagen des Nationalismus bis zu jenen des islamistischen Bürgerkrieges, der in fast allen Ländern ausgetragen wurde und praktisch überall mit mehr oder weniger blutigen Niederlagen der Islamisten zu Ende ging.

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Personen: Perthes, Volker

Schlagwörter: Arabische Staaten

Interessenkreis: Arabien