Wie so oft in ihren Büchern stellt sich Christine Nöstlinger klar auf die Seite der Kinder und prangert zweifelhafte Erziehungsmethoden an. Der kleine Anton ist - wie wohl die meisten seiner Altersgenossen - nicht nur brav und seine Entdeckerfreude treibt ihn immer wieder zu neuem Unfug an. Antons Mutter ist darüber oft erbost und droht ihm ständig mit dem "schwarzen Mann", der ihn holen kommen wird. Schon bald stellt sich Anton den "schwarzen Mann" bildlich vor und malt ihn auf Blätter, die er dann an seine Zimmerwand hängt. So bekommt der Schrecken ein Gesicht: grüne Augen, krebsrotes Gesicht, Borstenhaare, Teufelszunge und Vampirzähne. Kann denn dieses Ungeheuer in Wirklichkeit noch schlimmer sein? Bald ist das Rätsel gelöst und Anton bekommt Besuch vom "schwarzen Mann", der sich wider Erwarten als uralt und so klein wie ein Regenschirm entpuppt, mit Runzeln im Gesicht, fehlenden Zähnen und trüben, wasserblauen Augen. Das Besondere aber an diesem angekündigten Ungeheuer ist sein sympathisches und dem Kind durchaus wohlgesinntes Auftreten. Schnell freunden sich die beiden an und treiben ihren Schabernack fortan gemeinsam. Stefanie Reich gelingt es in ihren Bildern vorzüglich, Antons anfängliche Angst vor dem "schwarzen Mann" in Staunen und schließlich auch Begeisterung zu verwandeln. Während sie diesen in verschiedenen Grautönen skizziert, ist Antons Mutter von Beginn an der Farbe Rot - Wut - zugeordnet. Wunderbar auch, wie sich der schwarze Mann vor Antons Mutter in ein wirkliches Ungeheuer verwandelt: er nimmt nicht nur an Größe beträchtlich zu, sondern erschrickt jetzt auch durch eine feuerrote Zunge, scharfe Zähne, grüne Augen und vor Zorn emporstehende Haare. Wen wundert es, dass ein solches Ungeheuer selbst die Mutter erschrickt, die Anton ja ständig davor gewarnt hat. Nun aber stellt sich der "brave" Anton auf die Seite der Mutter und besänftigt den "schwarzen Mann". "Ach Anton! Nie mehr sage ich ein Sterbenswort vom schwarzen Mann!", verspricht diese. Ein Buch, besonders auch für Erwachsene, die meinen, Kinder durch Drohungen erziehen zu müssen. *LHW.Lesen.Hören.Wissen* Martina Koler
Personen: Nöstinger, Christine Reich, Stefanie
Nöstinger, Christine:
¬Der¬ schwarze Mann / Christine Nöstlinger. Mit Ill. von Stefanie Reich. - Aarau : Sauerländer, 2011. - [16] Bl. : überw. Ill.
ISBN 978-3-411-81137-3 fest geb. : 15,50
Jm 1 - Signatur: Jm 1 Nösti - Bilderbuch