Das Alltagsleben Münchner Obdachlosen, ihre Scham, ihre (nicht) vorhandene Solidarität, ihr Schicksal, das sie zu dem macht, was sie sind.
Freigegeben ab 18 Jahren.
Rezension
Karl durchstreift München. Regelmäßig nutzt er die Essensaugabe in Sankt Bonifaz, die Bahnhofsmission und die Kleiderkammer. Einst war er Mathelehrer und glücklicher Familienvater, bis ihm ein Junge vors Auto lief. Von jeder Schuld freigesprochen, konnte er den Tod des Jungen doch nicht verkraften ? Auch sein Freund Lenz schlägt sich so durch. Auf der Suche nach Karl, spürt er, dass sein Ende naht. Er will ihm seine Zettel, auf denen er seine utopische Weltvorstellung notiert hat, und seine Wohnung vererben. Für Karl könnte das einen Neuanfang bedeuten. Doch da gibt es auch noch Kurt, der, gerade aus der Haft entlassen, selbst auf der Suche nach einer Unterkunft ist und es nicht nur deshalb auf Karl abgesehen hat. - Auch andere Schicksale berühren. So das von Mechthild, die nach mehreren Fehlgeburten nicht mehr glücklich werden konnte, oder das von der Bettlerin, die für das Überleben ihrer Kinder im Ausland sorgt. - Dies ist ein gelungener Debütroman, der gekonnt Menschen vom Rande der Gesellschaft in den Mittelpunkt stellt. Er erzählt von deren Scham des sozialen Abstiegs, weckt aber auch Verständnis für ihre Gründe, die dazu führten. Weder erniedrigende oder gewaltsame Erfahrungen, weder Solidarität noch Ausgrenzung werden ausgelassen. Sicherlich ein unbequemes Thema, dem hier eine authentische, eindrucksvolle Stimme verliehen wird, und das zum Nachdenken anregt. Ein Buch, dem man viele Leser/-innen wünscht.
Personen: Ostermair, Markus
Oster
Ostermair, Markus ¬[Verfasser]:
¬Der¬ Sandler : Roman / Markus Ostermair. - Erste Auflage. - Hamburg : Osburg Verlag, 2020. - 370 Seiten ; 21 cm
Einheitssacht.: ¬Der¬ Sandler
ISBN 978-3-95510-229-6 fest gebunden : EUR 20.00 (DE)
Schöne Literatur - Buch