Ein Reisebuch mit Hintergrundinformationen über den Lieblings-Lago der Deutschen. (EL) Viel Interessantes über wenig oder gar nicht Bekanntes im beliebten oberitalienischen Urlaubsgebiet bringt dieses Gardasee-Buch des Journalisten der Süddeutschen Zeitung ans Licht. Wer weiß zum Beispiel schon, dass Ende des 19. Jahrhunderts in Fasano, am Westufer, im neu entstandenen und mit Österreich verfeindeten Königreich ein Wiener Bürgermeister war und den Fremdenverkehr ankurbelte; oder warum ein Salzwasserfisch just im Gardasee überlebt hat? Der Autor verrät geheime Bade- und sonstige Lieblings-Plätze, verblüfft mit der Aussage, dass der Ortsname "Limone" keineswegs von den dort kultivierten Zitronen kommt, erklärt die Gardaseewinde und berichtet über Geschichtliches - von den Römern mit ihrem "Lokalpoeten" Catull, von den Venezianern und wie sie auf dem Lago eine Seeschlacht austragen konnten, von Goethe auf seiner italienischen Reise und den vielen anderen Dichtern, die mithalfen, den Ruhm des Sees zu begründen. Neben der Entwicklung und der heutigen Situation des Fremdenverkehrs erfährt man von der Angst der (vielen angesiedelten) Deutschen vor den (in Mengen im Sommer "einfallenden") Deutschen. Kleine Bergorte hoch über dem See und die Landschaft am aus dem See ausströmenden Mincio werden in gut lesbarem, journalistischem Stil geschildert. Besondere kunsthistorische Details im Sinn eines Kunstreiseführers darf man sich allerdings nicht erwarten in diesem flott geschriebenen Büchlein, das im Verona-Kapitel leider auch einen gravierenden Fehler aufweist (die berühmte Basilika San Zeno ist ein Musterbeispiel eines romanischen Baus, nicht gotisch!) und dessen letzte Kapitel eher an einen Restaurant-Führer erinnern. Trotz allem: eine auch für Bibliotheken gut brauchbare Ergänzung zu Reiseführern für ein beliebtes Urlaubsgebiet.

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Personen: Stephan, Rainer