Annotation: In Text und Bild bemerkenswerte und bewegende Trennungs-, Krankheits-, Familien- und Freundschaftsgeschichte mit grandioser Protagonistin. Rezension: „Es war einmal. Da hatten wir noch alles. Uns.“ Paulina Klara Lilith Schmitt, genannt Maulina – weil es sich auf Paulina reimt und sie das Maulen zur Kunst erhoben hat – steht vor ihrem kaputten Königreich: Mit dem warmwirklichen Zuhause im 4. Stock, dem gruseligen Dachboden, dem Garten mit Maulhöhle, den Freunden, mit Mama UND Papa ist es aus und vorbei. Stattdessen gibt es nur mehr Mama und ein Plastikhaus in Plastikhausen, mit vielen Plastikgriffen, die aus den Wänden greifen. Maulina ist wütend, fassungslos. Schuld an der ganzen Misere ist Papa. Ihm schleudert Maulina ihre ganze Wut entgegen, indem sie sich ihm entzieht, ihn nur mehr „der Mann“ nennt. Dennoch: Maulina wäre nicht Maulina, würde sie klein beigeben. Und ein bisschen Gutes gibt es ja noch, ganz abgesehen von Mama. Maulina wird von Paul „gefunden“, einem schlaksigen Jungen „mit Pickeln im Nacken, gelben Zähnen und einem Lächeln, bei dem die Sonne aufgeht“. Die beiden brauchen nicht viel Worte und noch weniger Erklärungen, um einander zu verstehen. Und es gibt den kauzig-skurrilen Großvater, mit dem Maulina besondere Rituale gemütlichen Beisammenseins und ernsten Austausch über ihren Kummer teilt. Denn sie erfährt schließlich den wahren Trennungsgrund der Eltern: eine unheilbare Krankheit der Mutter. Und damit schwappen noch mehr Schmerz, Angst, Verzweiflung in ihr Leben. Maulinas Geschichte ist die Geschichte einer ersten Konfrontation mit der Härte des Lebens. Sie wird ganz aus dem Blickwinkel Maulinas erzählt und – gezeichnet. Erzählton und visuelle Gestaltung sprühen vor Lebendigkeit und Intensität, vermitteln Maulinas besondere Individualität und Unmittelbarkeit: Ein wildes Mädchen mit viel Energie, Fantasie und Sensibilität und ebenso großer Verletzlichkeit, Verwirrung und Bedürftigkeit. Ihre emotionale Erschütterung wird in ebenso kraftvoller wie zärtlicher Sprache vermittelt, dabei weder beschönigt noch dramatisiert. Finn-Ole Heinrich konzentriert sich ganz auf Maulinas Wahrnehmung der Welt und Menschen ihrer Umgebung, auf ihr Nachvollziehen, ihr (Miss-)Verstehen. Von diesem Fokus aus wird nur das erzählt, was Maulina hört, sieht und spürt, bleiben bewusste „Löcher“, die in ihrer Konsequenz bisweilen irritieren. Rán Flygenring stellt dem originellen Sprachrhythmus und der temporeichen Dramaturgie erläuternde, kommentierende, fantasievolle Explosionen voll Dynamik, Charme und versteckter Pointen zur Seite. Trotz ernster Thematik vermitteln Text und Illustrationen eine tröstlich-trotzige Kraft und Lebensfreude. Fortsetzung folgt. Hoffentlich bald.
Medium erhältlich in:
3 KÖB St. Laurentius Ahrweiler,
Bad Neuenahr-Ahrweiler
55 Die Bücherei St. Peter,
Trier
Personen: Heinrich, Finn-Ole Flygenring, Rán
Heinr
Heinrich, Finn-Ole:
¬Die¬ erstaunlichen Abenteuer der einzigartigen, ungewöhnlich spektakulären, grenzenlos mirakulösen Maulina Schmitt : mein kaputtes Königreich / Finn-Ole Heinrich. Rán Flygenring [Ill.]. - München : Hanser, 2013. - 162 S. : Ill.
ISBN 978-3-446-24304-0 fest geb. : ca. € 13,30
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