Auf verwaschenem Jagdgrün stehen krumme Zähne lückenhaft herum, gerahmt von einem fiesen Grinsen und einem struppigen Bart. Diese "Klaviatur des Grülens und Gnurchens" gehört dem Reuber, jenem mythenumwobenem Wesen, das man mit eu schreibt, "weil dieser Mensch eben kein Räuber ist, sondern höchstens so tut, er benutzt die Legenden, um sich die Leute vom Hals zu halten." Dies gelingt dem titelgebenden Schurken aber eher schlecht als recht. Denn der namenlose Ich-Erzähler dieses Romans macht sich "unbewaffnet, mit hüpfendem Herzen und wachsenden Schritten" auf die Suche nach eben jenem wilden Mann, um alles zu lernen, was er seiner noch ungeborenen Tochter – an die er seine sprachmelodische Erzählung adressiert - mitgeben möchte. Grülen, gnurchen, überleben, eben. Aber "Reuberregel Nummer Zwei: Der Reuber findet dich, aber du den Reuber ganz sicher nicht".
Zwischen Ran Flygenrings grün akzentuierten Tuscheillustrationen und Letterings manifestiert Finn Ole Heinrich mit großer Sprachkraft die männliche Rollenverwirrung der "auskartografierten, entabenteuerten" Gegenwart: Als Künstler verdient der Mann gerade mal die zwei Kugeln Eis am Wochenende, wie sein Schwiegervater "nicht müde wurde zu betonen." Und seine Frau "hat schon immer die Entscheidungen getroffen, sie ist es, die im Restaurant die Bestellungen aufgibt und mit Kellnern schimpft, sie ruft beim Finanzamt an." Naheliegend also, dass die kalten Füße den empfindsamen Mann kurz vor der Geburt seines Kindes zurück in die männliche Wildnis führen! Die so fabulierten lautmalerisch anmutenden "Abenteuer" sind wunderbar zum Vorlesen, aber auch ein wenig vertrackt, was ihre Zielgruppe betrifft.

Altersempfehlung: ab 9 Jahren.

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Personen: Heinrich, Finn-Ole Flygenring, Rán

Schlagwörter: Vater Abenteuer Wald Mann Auszeichnung Stiftung Buchkunst