Kurt, Anfang dreißig und homosexuell, hat endlich eine Anstellung als Lehrer und eine kleine Wohnung gefunden. Anfangs stören ihn die Geräusche aus der Nachbarwohnung sehr, doch als er Herrn Drechsler, der seit Jahrzehnten hier wohnt, kennenlernt, kann er sogar mit dessen Klospülung leben. Auch mit Regina, der Neuen aus dem vierten Stock, freundet Kurt sich rasch an. Und als nach einer gescheiterten Beziehung sein bester Freund bei ihm einzieht und einer seiner Schüler vor der großen Weltpolitik plötzlich bei ihm Zuflucht sucht, wird Kurt endgültig bewusst, was Familie auch bedeuten kann. Dominik Barta greift den Fall der Wiener Kurdenmorde von 1989 auf und baut diesen glaubhaft und organisch in seine Handlung ein. Damit positioniert er Tür an Tür eindeutig als politischen Roman, der über dieses Thema hinaus noch viele aktuelle Themen rund um Sexualität, Selbstbestimmung, Respekt, Vertrauen und Liebe beinhaltet, die nie aufgesetzt wirken oder aufdringlich werden. Vielmehr gelingt es Barta, eine Balance zu halten, die sein sehr lesenswertes und anregendes Buch zu einem unterhaltsamen Stück gegenwärtiger Literatur macht. Die manchmal beinahe überschäumende Gefühligkeit seines Helden Kurt mag etwas zu üppig wirken, doch Humor und Ironie und dann und wann sogar ein wenig Selbstironie vertreiben diese Zweifel. Die von Barta gut gewählten und atmosphärisch beschriebenen Orte und locations wirken sehr visuell, Tür an Tür würde auch auf der Bühne oder als Film gut funktionieren. (literaturkritik.de)
Weiterführende Informationen
Personen: Barta, Dominik
Barta, Dominik:
Tür an Tür : Roman / Dominik Barta. - 1. Auflage. - Wien : Paul Zsolnay Verlag, 2022. - 206 Seiten
ISBN 978-3-552-07303-6 Gb. : 23.00 (DE)
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Bar - Buch