Die kleine, autobiographische Erzählung "Schneeangriff" von Sylvia Plath über den legendär kalten englischenWinter des Jahres 1962/63 handelt von einer jungen Ich-Erzählerin, wie die Autorin alleinerziehende Amerikanerinmit zwei kleinen Kindern, die zum ersten Mal einen Schneewinter in London erlebt. Zuerst beobachtet sie belustigt,wie die Engländer so gar nicht auf die weiße Weihnacht vorbereitet sind: Die Geschäftsleute haben vomSchneeräumen vor ihren Eingangstüren anscheinend noch nie etwas gehört; die Hausverwalter müssen passen, wenndie Rohre gefrieren; ist an einer Stelle ein Schaden behoben, kracht oder gurgelt es sofort an der nächsten.Die Geschichte strotzt vor ulkigen Beschreibungen; auch wenn die Situation für die junge Mutter, die auf Wärmeund Wasser dringend angewiesen ist, zunehmend an Bedrohlichkeit gewinnt: "Dann kamen die Stromausfälle. Aneinem rußfarbenen, frostigen Morgen knipste ich die beiden Schalter der elektrischen Heizung an, die die Baufirmain die Mitte meiner sonst schönen georgianischen Wand gedübelt hatte, was ungefähr so aussah wie einMarsmensch mit Operationsmaske." Am Ende hat die Erzählerin das Schlimmste überstanden, fürchtet sich aber,dass solche Winter nun die Regel in London werden könnten, und flüchtet sich in eine absurde Hoffnungssituation,die wenigstens der nächsten Generation bessere Chancen im Kampf um die bedrohte Zivilisation einräumt: "MeineKinder werden zu beherzten, unabhängigen und zähen Menschen heranwachsen" und der alternden Mutter "Kerzenherbeischaffen, während ich einen wasserlosen Tee braue".
Personen: Plath, Sylvia Kaiser, Reinhard
CU 3200 P716-01 (13)
Plath, Sylvia:
¬Die¬ Glasglocke / von Sylvia Plath. Aus dem Englischen von Reinhard Kaiser. - 13. Auflage. - Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2023. - 262 Seiten. - (Suhrkamp Taschenbuch; 3676)
ISBN 978-3-518-45676-7
Klinische Psychologie - Buch