Vier Frauen und eine über Generationen komplizierte Mutter-Tochter-Beziehung. (DR) Eigentlich hätte es Hannah wissen müssen: Als sie zufällig von der Vergangenheit ihrer Familie erfährt, stellt ihre Großmutter wieder einmal auf stur. Sie, die mit 27 Jahren immer noch nicht weiß, was sie mit ihrem Germanistikstudium anfangen soll, und hilflos in ihren Doktorvater verliebt ist, kämpft mit ganz anderen Problemen wie damals ihre Ururgroßmutter Senta. Die brillante Redakteurin aus Berlin hat sich ihre Stellung in den 1920er Jahren hart erarbeiten müssen. Jung ungewollt schwanger geworden, verlässt sie ihre kleine Tochter Evelyn sowie ihre Heimat Rostock, um in der Hauptstadt ihr Glück zu finden. Nach der Machtergreifung der Nazis und in den Wirren des Zweiten Weltkrieges löst sich dann das ohnehin sehr zarte Band zwischen Mutter und Tochter - auch ideologisch - immer mehr. Mit dem verschwundenen Vermeer, der Sentas deportiertem Schwiegervater gehörte, versucht Hannah nun, das Familiengeheimnis mithilfe einer Expertin in Restitutionsfragen sowie unterstützt von einem übereifrigen Geschichtsstudenten, zu lösen. Was sie dabei antreibt, weiß sie aber selbst nicht so recht. Geht es um das Geld, welches sie im unwahrscheinlichen Fall eines Fundes erhalten würde? Oder um Vergeltung, obwohl sie nicht einmal direkt mit dem eigentlichen Besitzer verwandt war? Möchte sie mit der ganzen Geschichte die Aufmerksamkeit ihres Professors erregen oder ist sie einfach nur froh, sich von ihrer derzeitigen Lebenssituation ablenken zu können? In gewisser Weise spielt hier wohl alles zusammen … Ein sehr lesenswerter Generationenroman, der von vielen drängenden Fragen des Lebens handelt, wie etwa: Wo gehöre ich hin? Kann ich eine liebevoll umsorgende Mutter sein? Wie gehe ich mit einer belasteten Vergangenheit um? Für alle Büchereien!
Personen: Schröder, Alena
Schröder, Alena:
Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid : Roman / Alena Schröder. - Orig.-Ausg. - München : dtv, 2021. - 366 S.
ISBN 978-3-423-28273-4 fest geb.
Schöne Literatur - Signatur: Schrö - Buch