Wortwurzeln von der Bibel bis zur Modewelt, von Schimpfwörtern ganz zu schweigen. Wolfgang Seidel hat sich erneut auf Spurensuche begeben. Was hat der Franz damit zu tun, wenn man die Orientierung verliert und sich "verfranzt"? Woher kommt das "Armutszeugnis", wo liegt das "Wolkenkuckucksheim", welche Bedeutung hat "Hongkong"? Ist der Butler - wortgeschichtlich gesehen - wirklich nur der "Herr der Flaschen"? Wolfgang Seidel nimmt biblische Begriffe ebenso unter die Lupe wie psychologische, zeigt, dass Latein und Altgriechisch alles andere als "tote" Sprachen sind und widmet sich nicht zuletzt der stattlichen Anzahl von Schimpfwörtern. Wieso etwa heißt man jemanden einen "Armleuchter"? Fest steht jedenfalls: Der "Lausbub" hat keine Läuse, die "Zimtziege" keinen Zimt gefressen und auch die "alte Schachtel" ist keineswegs aus Pappe.Mehr Info unter www.seidels-woerterbuch.deWo liegt das "Wolkenkuckucksheim"?In der Komödie ›Die Vögel‹ des antiken griechischen Dichters Aristophanes (ca. 450–385 v.Chr.) verlassen zwei ältere Athener, angewidert von den politischen Zuständen, ihre Heimatstadt und befragen einen Wiedehopf, wo man in Ruhe leben könne. Der Wiedehopf, ein verwandelter attischer König und als Vogel weit gereist, weiß zunächst auch keinen Rat. Einer der Athener kommt auf die Idee, in den Wolken einen Vogelstaat zu gründen. Das wird nach einigen Umständen in die Tat umgesetzt. Die Athener bekommen Flügel. Der Vogelstaat erhält den griech. Namen Nephelokokkygía.Den kongenialen, fast wortwörtlichen Begriff "Wolkenkuckucksheim" prägte der Übersetzer Ludwig Seeger im 19. Jh. Wolkenkuckucksheim liegt zwischen Menschenwelt und Götterwelt, so dass kein Opferrauch mehr aufsteigen kann. Die "Kommunikation" ist also unterbrochen, was zu köstlichen Verwicklungen führt. Aristophanes’ Komödie ist, wie Platons Atlantis-Erfindung, eine bittere Satire auf dieselben unerfreulichen Zustände im zeitgenössischen Athen und eine mit vielen Anspielungen gewürzte Parodie auf die ernsten Tragödiendichter der Zeit.Was ist ein "Einfaltspinsel"?Der Wortbestandteil "-pinsel" ist hier nicht das Malergerät mit Tierborsten, sondern setzt sich zusammen aus "pinn", das ist ein Schuhnagel, und "sul", das ist die Schusterahle. Beide sind Hauptwerkzeuge des Schusters. "Pinn-sul" wurde dann auf die Schuster selbst übertragen; sie galten als einfache, einfältige Handwerker.Woher stammt der "Zapfenstreich"?Der Begriff stammt aus der Landsknechtszeit (erstmals erwähnt 1596). Es war ein von Trommeln und Pfeifen begleitetes Signal, die Gasthäuser zu verlassen und ins Zeltlager zurückzukehren. Nach dem Ertönen des Signals schlugen die Gastwirte ihrerseits auf den Zapfen des Bierfasses und beendeten damit den abendlichen Ausschank. Die Grundlage für das Zeremoniell des "Großen Zapfenstreichs" wurde in Preußen durch Generalleutnant Graf Tauentzien festgelegt (1813). Das Wort Zapfen ist verwandt mit engl. tap, davon nl. taptoe bzw. engl. tattoo, die "feierliche Marschmusik, der Zapfenstreich".
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Weiterführende Informationen
Personen: Seidel, Wolfgang
Standort: Onleihe
Seidel, Wolfgang:
Die alte Schachtel ist nicht aus Pappe : was hinter unseren Wörtern steckt : dtv, 2010. - 241 S.
ISBN 978-3-423-41266-7
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