Es klingt wie ein schlechter, chauvinistischer Scherz, doch es ist bittere Realität - zumindest im fiktiven Amerika von Christina Dalcher. Die neu gewählte Regierung erlässt ein Gesetz, das es allen Frauen und Mädchen verbietet, mehr als einhundert Wörter am Tag zu sprechen. Allen Lesern, denen jetzt eine spöttische Bemerkung auf den Lippen liegt, wird das Lachen beim Lesen dieses Romans schnell vergehen, denn Zuwiderhandlungen werden mit Elektroschocks über ein Armband bestraft, das jede Frau tragen muss. Wie diese Situation sich auf das Leben in Gesellschaft und Familie auswirkt, wird am Beispiel der Sprachwissenschaftlerin Jean erzählt, die lange nicht wahrhaben wollte, wie sich die Welt um sie herum in den vergangenen Jahren verändert hat. Sprache ist ein hoher Machtfaktor, ihr Erwerb und der Zugang zu Bildung und Büchern sind ein Menschenrecht, das den Frauen in dieser Dystopie genommen wird. Mit verheerenden Folgen.
Selten hat mich ein Buch so mitgenommen, selten musste ich - vor allem im ersten Drittel - eine Lektüre so oft unterbrechen. Erst als ein Hoffnungsschimmer auf Besserung der Lage sichtbar wurde, konnte ich mich auf den Sog dieser letztendlich ermutigenden Geschichte einlassen, für die ich eine eindringliche Leseempfehlung aussprechen möchte.
Quelle: Borromedien
Personen: Dalcher, Christina
Leseror. Aufstellung: Romane
Dalcher, Christina:
Vox : Roman / Christina Dalcher ; aus dem amerikanischen Englisch von Susanne Aeckerle und Marion Balkenhol. - Frankfurt am Main : S. Fischer, 2018. - 395 Seiten ; 21 cm, 499 g. - Aus dem Englischen übersetzt
ISBN 978-3-10-397407-2 Festeinband : EUR 20.00
Schöne Literatur - Signatur: Dalch - Buch