Kinder und Bücher übers Essen - passt das zusammen? Wo Kinder doch am liebsten und bisweilen ausschließlich Nudeln und Schnitzel mit Pommes oder Süßes essen, dem Grundsatz huldigen, dass Gekochtes immer gleich zu schmecken hat, was ihre Liebe zu Fastfood erklärt, und ahnen, dass schon die Berührung mit unbekanntem Essbaren gefährlich sein kann. Darüber hinaus haben sie in ihrer Freizeit anderes zu tun, als Rezepte trendiger Köche nachzukochen, über die Qualität von Messer oder die Liebe zum Sauerteig zu diskutieren. Man hört andererseits aber auch, dass Ralph und Shary und ihre experimentelle Kochkunst bei manchen jungen ZuseherInnen Kultstatus genießen, kennt Kinder, die alle Folgen von Sarah Wieners kulinarischen Reisen auf DVD haben, und weiß aus Erfahrung, dass gemeinsames Keksebacken oder Pizzabelegen Kinderpartys immer noch aufmöbelt. Vielleicht ist die Sache mit den Kindern und dem Essen einfacher, als man denkt? Dort, wo Erwachsene täglich in der Küche stehen, bisweilen dabei auch lustig sind und die anwesenden Kinder regelmäßig miteinbeziehen, essen Kinder zwar auch nicht alles, sind aber für vieles zu haben. Da es in Bezug auf das Lesen im Übrigen nicht viel anders ist, bieten sich Bücher an, die gemeinsame kulinarische und literarische Erfahrung von Kindern und Erwachsenen zu fördern. Da ist zum einen "Alles lecker" von Anke Kuhl und Alexandra Maxeiner. Mit "Alles Familie" haben die beiden bereits bewiesen, dass sie kluge und unterhaltsame Bücher machen können, die begeisterte LeserInnen finden - und ausgezeichnet werden. Im neuen Projekt sind sie quasi vom Wohnzimmer in die Küche gewechselt, ihrem Stil aber treu geblieben. Weitgehend wertungsfrei wird in Kuhls witzigen Bildern - angesiedelt zwischen Comic, Cartoon und Karikatur, meist im Panel auf weißen Hintergrund gesetzt - und Maxeiners lakonischem Text-Ton über Esskulturen und Essverhalten erzählt. Dass der Mensch etwa als Allesfresser mit Ratte, Schwein und Küchenschabe an einem Tisch hockt, sich aber als einziger in die Küche abgestzt hat. Dass in unterschiedlichen Weltgegenden anderes gegessen oder nicht gegessen wird. Dass es aber auch in einer Weltgegend, nämlich der unsrigen, deutliche Unterschiede gibt in Bezug auf das Was und das Wie des Essens. Vieles ist möglich, so die Kernaussage des Buches, und nicht nur eines ist richtig. Damit wird einiges relativiert und viel erklärt, ohne dass der pädagogische Zeigefinger Arbeit hat. Gehört auf jeden Tisch in Haushalten mit Kindern, dies Buch, und in jede Grundschule. Auch Anke M. Leitzgen und Lisa Rienermann haben schon zwei erfolgreiche Bücher gemacht. Nach "Entdecke deine Welt" und "Entdecke deine Stadt" fordern sie Kinder jetzt auf: "Entdecke, was dir schmeckt". Das Konzept bleibt das gleiche: Faktenwissen - in diesem Fall aus den Gebieten Ernährungslehre, Lebensmittelkunde und Küchenpraxis - wird mit starkem Aufforderungs- und Spielcharakter und im "Ikea-Ton" vermittelt: "Bist du bereit für noch ein Experiment? (.) Koch dich mit den folgenden Rezepten in Schwung, dann leg los mit eigenen Ideen." Der vorhandene pädagogische Impetus wird - auch mit Schwung - gedreht, die Küche als Ort lustvoller und kreativer Selbstverwirklichung mit viel Raum für kindliche Eigenverantwortung geadelt. Dass das funktioniert, hat wohl auch mit der Gestaltung zu tun, für die Lisa Rienermann verantwortlich ist: Informationen, Experimente und Rezepte werden bunt, schräg, überraschend und scheinbar chaotisch inszeniert, dabei gibt es eine klarer Linie, die Übersichtlichkeit und gute Leserführung garantiert. Dies Buch kann sich mit den besten des riesigen und teils hochwertigen Angebots an Koch- und Küchenbüchern zweifellos messen. Und gehört, genau, in jeden Haushalt. Für das aus dem Französischen von Hans Georg Lenzen übersetzte "Kochen mit dem kleinen Nick" bleibt wenig Platz. Aber das reicht auch: Ein gut ausgestattetes (Ringbindung mit Halbleinenoptik) Geschenkbuch für alle kleinen und vor allem großen Fans des kleinen Nick. 50 einfache (aber nicht dumme) Rezepte, garniert mit Bildern und Texten aus den Geschichten von Goscinny und Sempé. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. *ag* Franz Lettner
Altersempfehlung: ab 5 Jahren.
Medium erhältlich in:
49 KÖB St. Alban,
Mainz
5 Katholische öffentliche Bücherei St. Bartholomäus Biblis,
Biblis
Personen: Kuhl, Anke
Kuhl, Anke:
Alles lecker! : von Lieblingsspeisen, Ekelessen, Kuchendüften, Erbsenpupsen, Pausenbroten und anderen Köstlichkeiten / Anke Kuhl. Alexandra Maxeiner. - 1. Aufl. - Leipzig : Klett Kinderbuch, 2012. - 14 Bl. : überw. Ill. (farb.)
ISBN 978-3-95470-057-8 fest geb. : 13,95
Kinderbücher für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren - Signatur: Kuhl - Buch