Quelle: Apropos. Straßenzeitung für Salzburg (http://www.apropos.or.at/) Autor: Ulrike Matzer; Nur für den Fall dass ihr etwas zustößt, ist der Tod schon in Nähe der Ente, solange sie lebt: ein Unfall, ein Schnupfen, ein Fuchs: man weiß nie. In einem Kleidchen und Schuhen tapst er daher: wie ein Mädchen, das etwas scheu und kokett hinterrücks eine dunkle Tulpe versteckt; ein lieb und leise lächelnder, aus tiefen Aughöhlen lugender Tod, mit einem Kopf fast wie E.T. So äugeln er und die Ente sich an, einander zugetan, ernst auch, fragend. In ein paar Zeilen bloß, paar minimalistischen Strichen, sonst nichts. Ein anrührender Totentanz; ein weises (Kinder-)Buch, das existenzielle Fragen stellt. Der Tod als einer, der Umsicht übt, sich sorgt, bis zuletzt - wo die Ente von ihm behutsam in den Fluss gebettet wird: tröstlich. ---- Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Heidi Lexe; Wenn man davon absieht, wer er ist, ist er ziemlich nett, der Tod (ab 6) (JD) Die Entelechie formuliert als philosophischer Begriff den Vollzugszustand eines im Individuum bereits angelegten Wesens: Der Schmetterling zum Beispiel ist die Entelechie der Raupe. Kann unter einem solchen Blickpunkt der Tod die Entelechie des Lebens sein? "Schön, dass du mich endlich bemerkst", sagte der Tod (zur Ente). "Ich bin schon in deiner Nähe, solange du lebst - nur für den Fall." Für einen dieser Fälle jedoch sorgt nicht der Tod, sondern das Leben: ein Unfall, ein Schnupfen, der Fuchs. "Daran mochte die Ente nicht einmal denken. Davon bekam sie Gänsehaut." Es ist eben dieser leichte Schauer, von dem in Wolf Erlbruchs unvergleichlichem Bilderbuch niemand verschont bleibt. Auch nicht der Tod: Als die Ente ihn zu einem Ausflug an den Teich überredet, erzittert er ganz gehörig - hat seine Liebe zum Gründeln doch Grenzen. Die Ente jedoch, und hier gelangt das Bilderbuch zu einem seiner illustratorischen Höhepunkte, macht dem Tod das Angebot, ihn zu wärmen. Einmal mehr stellt Wolf Erlbruch seine Figuren in den leeren Raum, lässt die Dynamik der unerwarteten Begegnung allein aus dem Vor- und Zurück der Figuren, aus deren Zueinander, Auseinander und Miteinander entstehen, während der Text zärtlich und intim die Verunsicherung der Ente formuliert. Mit großer Leichtigkeit werden die Schwere und das Groteske der Situation eingefangen; denn dieser Tod lässt sich nicht nach Bilderbuchmanier austricksen. Schließlich hält er von Beginn an seine Totengabe - die Tulpe - in der Hand; auch wenn sie überall dort, wo die Ente einen Blick auf ihr Leben wirft und dabei ihre Fragen zum Sterben formuliert, nicht sichtbar ist. Doch Ente, Tod und Tulpe werden in einem Moment der Stille und des Stillstandes zueinander kommen - und die Tulpe wird jenes Stück Leben sein, das der Tod der Ente auf ihren letzten Weg mitgibt: "Als er sie aus den Augen verlor, war der Tod fast ein wenig betrübt. Aber so war das Leben." Es folgt den Gesetzen der Entelechie. Allen Beständen und Altersgruppen sehr zu empfehlen. ---- Quelle: STUBE (http://www.stube.at/) Die Entelechie formuliert als philosophischer Begriff den Vollzugszustand eines im Individuum bereits angelegten Wesens: Kann also der Tod die Entelechie des Lebens sein? Schön, dass du mich endlich bemerkst, sagte der Tod (zur Ente). Ich bin schon in deiner Nähe, solange du lebst - nur für den Fall. Vom leichten Schauer, den dieses Bilderbuch hervorruft, bleibt niemand verschont. Auch nicht der Tod. Die Dynamik der unerwarteten Begegnung, die allein aus dem Vor und Zurück der beiden Figuren entsteht, aus deren Zueinander, Auseinander und Miteinander, wird in den leeren Raum gestellt - womit Erlbruch einmal mehr mit großer Leichtigkeit die Schwere und Groteske des Daseins an sich einfängt. Denn dieser Tod lässt sich nicht nach alter Bilderbuchmanier austricksen Die mit Lakonie gebrochene Betrübnis entspricht ganz den Gesetzen der Entelechie: In Wolf Erlbruchs Bilderbüchern vollzieht sich im Unscheinbaren stets das Grandiose. *STUBE*
Rezension
Personen: Erlbruch, Wolf
Erlbruch, Wolf:
Ente, Tod und Tulpe / Wolf Erlbruch. - München : Kunstmann, 2007. - [15] Bl. : durchg. Ill. (farb.)
ISBN 978-3-88897-461-8
Ratgeber Todesfall, Trauer - Signatur: PP.YPT Erlb - Buch