"Wie kommt Exegese in der Praxis an?" Um diese Frage zu beantworten, zeigen wir die fruchtbare Interaktion zwischen Bibelwissenschaften und ethnographischen Feldstudien auf. Wir benutzen weibliche Migration als Fallbeispiel, um zu zeigen, wie solche wechselseitige Interaktion entstehen kann. Auf der einen Seite macht es uns unsere Kompetenz in der Bibelwissenschaft möglich, Muster der Sinnstiftung unter weiblichen Migranten in Kopenhagen nachzuvollziehen, die ihre Lebensgeschichten in biblischen Narrativen zeichnen oder die auf eine Zukunft hoffen durch ihre Konversation zum christlichen Glauben. Wir zeigen auf, wie das Verstehen der existentiellen Narrative dieser Frauen Differenzierungen in die gegenwärtigen sozio-politische Debatte eintragen und zur Entwicklung einer erfolgreichen Migrationspolitik (z. B. durch Repatriierungsstrategien) beitragen kann. Auf der anderen Seite können gegenwärtige Erfahrungen und soziale Realitäten unter Migrantinnen zu einer Re-Lektüre der biblischen Narrative anleiten, indem sie Themen oder Ambiguitäten aufdecken, die bisher unbeachtet geblieben sind. Unsere Fallstudie lädt zu Reflektionen über die Hermeneutik der Sinnstiftung in lebendigen Religionen ein, über die Beziehung zwischen Bibelwissenschaft und Sozialwissenschaft und über den innertheologischen Dialog zwischen Exegese und Systematischer Theologie.
Enthalten in:
Kerygma und Dogma; 2022/4 Zeitschrift für theologische Forschung und kirchliche Lehre
(2022)
Serie / Reihe: Kerygma und Dogma
Personen: Buch-Hansen, Gitte Poulsen, Frederik
Buch-Hansen, Gitte:
Reading the Bible about, with, and alongside female migrants : contemporary engagement, methodological challenges, exegetical insights / Gitte Buch-Hansen / Frederik Poulsen, 2022. - Seite 362-378 - (Kerygma und Dogma) Wie kommt die Exegese in der Praxis an?
Theologie - Zeitschriftenartikel