In dem Beitrag werden die Reaktionen des deutschen Protestantismus auf die revolutionäre Programmatik des Marxismus dargestellt und diskutiert. Vertreter der Inneren Mission und des christlich-sozialen Flügels des Protestantismus haben angesichts dieser Herausforderung Sozialpolitik vor allem als Prävention und Alternative zu sozialrevolutionären Bestrebungen verstanden. In diesem Kontext haben sie mit ihren sozialethischen Konzeptionen wesentlich dazu beigetragen, die Sozialstaatspolitik in Deutschland zu begründen und sie konnten diese stark prägen. Demgegenüber gehen die Traditionen des sozialen Liberalismus und des religiösen Sozialismus über diese strukturkonservative Position hinaus. Sie sind offen für gesellschaftsverändernde Perspektiven und streben eine evolutionäre Überwindung der einseitigen Dominanz kapitalistischer Herrschaftsausübung an, was auch für gegenwärtige sozialethische Herausforderungen Impulse ver­mitteln kann.
This article presents and discusses the reactions of German Protestantism to the revolutionary objectives of Marxism. In view of this challenge, representatives of early Protestant Diaconia ("Internal Mission") and the Christian-Social wing of Protestantism have primarily understood social policy as a prevention and an alternative to social-revolutionary efforts. In this context, their social-ethical con­cepts have made a significant contribution to establishing the welfare state policy in Germany and they have had a strong influence on it. In contrast, the traditions of social liberalism and religious socialism go beyond this structure-conservative position. They are open to socially changing perspectives and strive for an evolu­tionary overcoming of capitalist domination, which can provide impulses for cur­rent socio-ethical challenges.

Enthalten in:
Berliner Theologische Zeitschrift; 2019/2 (2019)

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Serie / Reihe: Berliner Theologische Zeitschrift

Personen: Jähnichen, Traugott

Schlagwörter: Protestantismus Sozialethik Sozialpolitik Marxismus Sozialstaat