Vorgegebene Gebete [1] wirken als ein die Betenden formendes Sprachereignis. In der Anrufung Gottes als Vater konstituiert sich ein Kindschaftsverhältnis zum ewigen Gott. Die Betenden werden selbst zum Inhalt ihres Betens: Als Gläubige haben sie Anteil am Reich Gottes, um dessen Kommen sie bitten (Mt 6,10 a); in der Akzeptanz des Geschehenden als Gottes Willen erfüllen sie ihr eigenes Gebet (V. 10 b). Ergebnis solchen Betens ist keine Änderung der Pläne Gottes, sondern der Betenden selbst.
Pre-set prayers have the effect of a language event that shapes those who pray. In the invocation of God as Father, a relationship of filiation to the eternal God is constituted. The people praying become the content of their prayers themselves: as believers they have a share in the kingdom of God, for whose coming they ask (Matt 6:10 a); in the acceptance of what happens as God's will they fulfil their own prayer (v. 10 b). The result of such praying is not a change in God's plans, but in those who pray.
Enthalten in:
Berliner Theologische Zeitschrift
(2022)
Serie / Reihe: Berliner Theologische Zeitschrift
Personen: Ostmeyer, Karl-Heinrich
Ostmeyer, Karl-Heinrich:
Wer erhört wen oder was? : Das Gebet als religiöse Sprachhandlung / Karl-Heinrich Ostmeyer, 2022. - Seite 204-223 - (Berliner Theologische Zeitschrift) Sprache - Macht - Religion
Theologie - Zeitschriftenartikel