Brett, Lily
Chuzpe Roman
Belletristik

Und es verhält sich doch so: Amerika ist das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. (DR) Wer "Zu viele Männer" gelesen hat, kennt die handelnden Personen bereits bestens: Edek Rothwax, der 86-Jährige, der die Nazi-KZs überlebt hat, seine Tochter Ruth, die für Reiche Briefe schreibt und dabei viel verdient, sowie die beiden polnischen Frauen Zofia und Walentyna. Doch diesmal spielt die Handlung nicht in Polen, nein, sondern mitten in New York. Zofia und Walentyna haben Greencards gewonnen und sind auf diesem Weg Edek, dem Objekt der Begierde, näher gekommen. Sie haben den Mut - die Chuzpe eben - ein Restaurant aufzumachen, in dem es "Klopse" zu essen gibt. Es wird ein totaler Erfolg, sogar Pavarotti und Spielberg gehören zu den Gästen. Temporeich geht der betagte Edek ans Werk, mit seiner bekannten Spitzbübigkeit und seiner Unbedarftheit wickelt er seine Tochter peu à peu in seine Pläne ein und sie kann gar nicht anders, als ihn zu unterstützen. Die erfolgreiche Geschäftsfrau ist ihrem Vater gegenüber machtlos, sie lässt ihn gewähren, schluckt und zahlt. Während alle anderen in der Familie stets wissen, was Grandpa vorhat, erfährt sie alles erst im letzten Augenblick - auch die geplante Hochzeit mit Zofia. Lily Brett versteht ihre Charaktere mit einem unheimlichen Gespür für Humor zu zeichnen. Fast wie Karikaturen reduziert sie ihre Persönlichkeiten auf Einzelmerkmale, die sich redundant durch den Text ziehen. Das polarisiert, bringt aber auch zum Lachen. Während "Zu viele Männer" auch eine Abrechnung mit dem Nationalsozialismus und dem polnischen Antisemitismus war, ist dieser Roman einfach eine nette Unterhaltung, die zeigt, dass in Amerika doch tatsächlich alles möglich ist. Das Stilmittel der Übertreibung wird oft zu stark strapaziert. Typisch amerikanisch anmutende Dialoge - z.B. über Lesben und ihren Wunsch nach einem aus der Samenbank bestellten Kind - oder Handlungselemente - z.B. über Kondolenzschreiben beim Tod des Hundes - legen einen Blick auf den American Way of Life frei, den man als Teil des Komikkonzeptes lesen kann. Alles in allem ein Roman, der zum raschen Konsum empfohlen ist. *bn* Martina Lainer


Dieses Medium ist verfügbar. Es kann vorgemerkt oder direkt vor Ort ausgeliehen werden.

Personen: Brett, Lily Walz, Melanie (Übers.)

DU
BRE

Brett, Lily:
Chuzpe : Roman / Lily Brett. Aus dem Engl. von Melanie Walz. - Frankfurt a. M. : Suhrkamp, 2006. - 333 S. You Gotta Have Balls
ISBN 3-518-41827-0 fest geb. : ca. Eur 20,40

Zugangsnummer: 0015067001 - Barcode: 6104154755
DU - Belletristik