Roman um eine große Liebe und die Zeit. (DR) Patrick Modiano, hochdekorierter französischer Schriftsteller mit dem Geburtsjahr 1945, benennt seinen neuesten Roman nicht zufällig "L'Horizon - Der Horizont". Für Jean Bosmans und Margaret Le Coz, er ein junger Schriftsteller, der an seinem ersten Roman schreibt und in einer esoterischen Buchhandlung arbeitet, sie in Berlin gebürtige Französin bretonischer Herkunft mit Gelegenheitsjobs, ist allen Bedrohungen zum Trotz in den 1960er Jahren der Horizont noch weit, das Leben noch voller Überraschungen und Möglichkeiten, als sie sich zufällig in der Menschenmasse bei einem Metroeingang kennenlernen. Zwar sind beide auf der Flucht, Margaret vor einem Bekannten, der sie bedroht, Jean vor seinen Eltern, die immerzu von ihm Geld fordern, und das Leben ist für beide ein ständiger Überlebenskampf in der großen Stadt Paris. Dennoch verleben sie einige Monate in enger Gemeinschaft, ehe Margaret durch die Verhaftung eines zwielichtigen Arbeitgebers und die damit verbundene Gefahr einer Zeugenaussage bei der Polizei keinen anderen Ausweg als die plötzliche Abfahrt von Paris sieht. Modiano beschreibt diese Liebesgeschichte aus der Perspektive Bosmans, der sich vierzig Jahre später, inzwischen ein erfolgreicher Schriftsteller, fragt, in welchem Zeithorizont er Margaret wieder begegnen soll, und sich schließlich doch noch zu Nachforschungen nach der Totgeglaubten aufrafft. Den LeserInnen bleibt es überlassen, sich beim offenen Ende ein Wiedersehen der beiden in einer Berliner Buchhandlung nach vierzig Jahren Trennung auszumalen. Empfehlenswert.

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Personen: Modiano, Patrick Edl, Elisabeth (Übers.)