Wheatle, Alex
Die Ritter von Crongton Roman
KuJ-Belletristik

Crongton ist eine fiktive Großstadt irgendwo in Großbritannien: Bandenkriege, finanzieller Druck und (Klein-)Kriminalität bestimmen das Leben. Topografisch handelt Alex Wheatles zweiter Roman der Crongton Reihe also von einem sozialen „Brennpunkt“. Wofür der Autor mit durchwachsener Biografie aber wirklich brennt, sind seine Figuren. Nach „Liccle Bit“ aus dem gleichnamigen ersten Band präsentiert er hier eine neue Ich-Perspektive: Der fast 15-jährige Schüler McKay „hat krass viel in der Küche drauf“, aber sein Bruder gerät ständig in Ärger, sein Vater ist verschuldet und seine Mutter tot. Trotz der äußeren Umstände, die man getrost als trostlos bezeichnen könnte, beschreibt Alex Wheatle seine Figur positiv und liebenswert – und versieht sie mit großem sprachlichen Drive: „Bevor ich die Burg verließ, versuchte ich mir den Afro so hoch zu kämmen, wie er sich nur ziehen ließ – wenn Liccle Bit es darauf angelegt hatte, den krassesten zu haben, dann stand ihm eine bittere Enttäuschung bevor.“ Der dialogreiche Stil lebt von seinem Rhythmus, seinem künstlichen Jugendslang, der authentischer wirkt als jede Anbiederung an reale Jugendsprachen, und seinen popkulturellen Anspielungen – McKays Referenzbibliothek besteht aus den Kochbüchern seiner Mum, Mangas, Tupac und King Arthur. Und so beziehen sich Sprache und Plot auch auf die mittelalterliche Heldenreise: Aus dem Gelass über die Zugbrücke zieht McKay aus den Hochhäusern aus, um einem Mädchen zu Hilfe zu eilen: Die coole Venetia bittet McKay und seine Freunde um Hilfe, ihr Handy mit pikanten Fotos aus den Fängen ihres gemeinen Exfreundes zu holen. Quer durch die Stadt müssen sie dafür, raus aus South-Crongton und hinein in die feindlichen Hoods … Die zusammengewürfelten „Glorreichen Sechs“, so ein Kapiteltitel, machen dabei auch durchaus Erfahrungen mit Gewalt: Ihre Handys werden Ihnen abgezogen, ein dubioser Taxifahrer bedrängt die Mädchen und am Ende fließt sogar Blut. Wie kommt man aus solchen Situationen heraus – auch literarisch – ohne die prekären Zustände zu bagatellisieren und trotzdem mit erfrischender Leichtigkeit zu erzählen? Alex Wheatle schafft dies, indem er Loyalität zum Thema macht, Freundschaft und Familie. „Ich war nicht alleine. In meiner Crew war niemand alleine“, resümiert McKay am Ende und so schließt man den geglückten Jugendroman mit einem leisen „Hach!“. Ohne voyeuristischen Blick, aber mit Herz und Witz schafft Alex Wheatle ein respektvolles Abbild jugendlicher Realitäten, die sonst gerne von oben herab stigmatisiert werden. Die wichtigste Frage zum Schluss: Ja, „Die Ritter von Crongton“ kann auch unabhängig vom ersten Teil gelesen werden. Aber wer will das schon? Wer Crongton besucht hat, kommt gerne wieder.


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Serie / Reihe: Crongton 2

Personen: Wheatle, Alex Lösch, Conny (Übers.)

Interessenkreis: grüner Punkt

JE
WHE

Wheatle, Alex:
¬Die¬ Ritter von Crongton : Roman / Alex Wheatle. Aus dem Engl. von Conny Lösch. - München : Antje Kunstmann, 2018. - 254 S. - (Crongton; 2) >crongton knights<
ISBN 978-3-9561425-5-0 fest geb. : ca. Eur 18,50

Zugangsnummer: 0031311001 - Barcode: 6104316795
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