Jelinek, Elfriede
Gier
Belletristik

Die Liebe zum Eigenheim anderer oder über die Anständigen, Fleißigen und Feschen. (DR) Einen "Unterhaltungsroman" nennt Elfriede Jelinek ironischerweise dieses Buch. Wenn man auch die Mischung aus Sex and Crime, politischen Anspielungen, eindringlichen und unheimlichen Landschaftsbeschreibungen als unterhaltsam empfindet und die bissigen und relativierenden Kommentare der Erzählfigur goutiert, wird man es nicht nur der Unterhaltungsliteratur zurechnen, sondern auch der Gesellschaftssatire, ja dem politischen Roman. Die "Geschichte", die Grundkonstellation ist ganz einfach: Es geht um Kurt Janisch, einen feschen, tüchtigen und anständigen Gendarmen in der Steiermark, und dessen "Gier" nach Frauen und deren Besitz, wobei Besitz und Frauen für ihn oftmals dasselbe bedeuten. Neben seiner Ehefrau gibt es da noch eine aufs Land gezogene Städterin, deren Haus er an sich raffen möchte. Und zusätzlich die 16-jährige Gabi, die zwar kein Haus besitzt, aber auch zum Objekt seiner raumgreifenden Begierde wird. Schlussendlich auch zu seinem Opfer, denn er tötet sie und versenkt sie im Baggersee. Dieser gekippte, tote und unheimliche See, wiederholt und ausufernd beschrieben, ist eine Art Symbol für den gesellschaftspolitischen Zustand Österreichs und seines Umganges mit der Vergangenheit. - Sprachlich sehr dicht, eindringlich, mit wenig "Leerstellen" für die Fantasie des Lesers, zum Teil überfrachtet und in den Landschaftsbeschreibungen auch langatmig. Für Jelinek-Fans, Nachleser/innen österreichischer Befindlichkeiten, Bibliotheken mit literarisch interessiertem Benutzerkreis.


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Personen: Jelinek, Elfriede

DR
JEL

Jelinek, Elfriede:
Gier / Elfriede Jelinek. - Reinbek : Rowohlt, 2000. - 461 S.
ISBN 3-498-03334-4 fest geb. : ATS 329,00 / € 23,90

Zugangsnummer: 0031008001 - Barcode: 6104311806
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