Gottes liebevoller Blick macht eine harte Wirklichkeit erträglicher. (ab 5) (JD) Ein kleiner Bub sitzt auf einer Schaukel im Regen. Da kommt ein alter Mann und nimmt ihn mit auf einen Spaziergang. Und der Bub weiß sofort, dass dieser Mann Gott ist! Sie fahren ohne Fahrkarte in die Stadt, besuchen die Mama, die an der Kassa eines Supermarktes arbeitet, und den arbeitslosen Papa, der mit seinen Freunden bei einem Fußballtraining zusieht. Schließlich kehren sie nach Hause zurück, Papa hat angekündigt, für seinen Sohn zu kochen, und Gott nimmt sich eines kleinen verwahrlosten Hündchens an, bevor er den Buben zu seinem Vater entlässt. Bei diesem Buch drängen sich mehrere Lesarten auf: Die wohlmeinende findet es bezaubernd, wie Gott einfach durch sein Dasein und seinen liebevollen Blick die Wirklichkeit verändert - sowohl die Mutter als auch der Vater mit seinen Freunden wirken gelöster, ("erlöster"?); auch dem Buben erscheint sein Los als Schlüsselkind nicht mehr so traurig. Gott wirkt wie ein Sandler mit Pelzkappe und Flipflops, aber fürsorglich und verständnisvoll. Er verändert die Situation nicht (höchstens die für das Hündchen), aber er wirft ein warmes Licht darauf. Die weniger wohlmeinende Lesart muss es sehr kritisch beurteilen, dass der Bub ohne Rückfrage mit einem Fremden mitgeht und die Abwechslung zu seinem tristen Alltag mit fragwürdigen Unternehmungen dankbar aufgreift. Vielleicht gibt es aber noch eine Lesart: Die nämlich, dass diese Begegnung zwar die Realität beleuchtet, sie aber nicht abbildet. Das Indiz dafür wäre, dass beide Eltern ihren Sohn gar nicht registrieren, als wäre er gar nicht da. Mithin ließe das die Deutung zu, dass der Bub sich in die Rolle "Gottes" als eines gütigen, verständnisvollen Gegenübers hineinphantasiert und sich auf diese Art mit seinem Los, in einer unterprivilegierten Familie aufzuwachsen, aussöhnt. Auch die an Buntstift-Zeichnungen erinnernden liebevollen Illustrationen legen diese Deutung nahe. - Für Kinder ab 5 Jahren mit begleitenden Gesprächen empfohlen.||

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Personen: Gmehling, Will Oeser, Wiebke (Ill.)

Schlagwörter: Antolin Klasse-3