Ein Plädoyer für mehr Eigenverantwortung. (PI) Haben wir einen freien Willen? Können wir selbstbestimmt entscheiden oder ist der freie Wille bloß eine Einbildung? Während Philosophen über diese Frage seit Jahrhunderten streiten, haben in jüngster Zeit Neurobiologen entschieden, den freien Willen zu verabschieden, weil einige Experimente angeblich belegen, dass biochemische Vorgänge im Gehirn schon vor einer bewussten Entscheidung der Probanden eine bestimmte Handlung initiieren. Der Mediziner und Hirnforscher Joachim Bauer beleuchtet die Hintergründe derartiger, von biologischem Reduktionismus beseelter Experimente, um dann die daraus abgeleiteten Fehlschlüsse zu analysieren. So ist z.B. eine simple ja/nein-Entscheidung in einem Experiment kaum mit dem lebensweltlich orientierten Konzept des freien Willens vereinbar, denn freier Wille bedeutet ja, dass wir in der konkreten Realität die Möglichkeit haben, verschiedene Beweggründe abzuwägen, um (vernünftige) Entscheidungen zu treffen. Damit zeigt Bauer implizit auch auf, wie mechanistisch das Weltbild der Neurowissenschaften nach wie vor geprägt ist. Bauers Ansatz der Selbststeuerung hingegen liegt neben verschiedenen philosophischen Konzepten vor allem Freuds "Wo Es war, soll Ich werden" zugrunde, womit die Selbststeuerung zum willentlichen Balanceakt zwischen "Bedürfnissen der triebhaften Anteile einerseits und Kontrollprozessen der Vernunft andererseits" und somit zu einer der entscheidenden Kompetenzen einer reifen Persönlichkeit wird. Lesenswert!
Personen: Bauer, Joachim
PI
BAU
Bauer, Joachim:
Selbststeuerung : die Wiederentdeckung des freien Willens / Joachim Bauer. - München : Blessing, 2015. - 238 S.
ISBN 978-3-89667-539-2 fest geb. : ca. € 20,60
PI - Sachbuch