Kaster, Armin
Medium der interaktiven Leseförderung Antolin Street-heart
Belletristik

Armin Kaster ist freischaffender Künstler, Diplom-Sozialpädagoge, Kunsttherapeut und Kreativer Supervisor. Diese Interessen werden auch in seinen Büchern erkennbar, die im Verlag an der Ruhr, aber auch bei Jungbrunnen („Ferdi, Lutz und ich“, Kollektion zum Öster. Kinder- und Jugendbuchpreis 2015) publiziert worden sind. Immer deutlicher setzen sich – man/frau denke etwa an die Bände der Reihe „CARLSEN CLIPS“ (2015) – in der Jugendliteratur mehr oder weniger rein deskriptive Sichtweisen jugendlicher Erlebniswelten durch: Moralische oder ästhetische Werte schwinden, fast scheint die ökonomische Doktrin von 1707 „Tant qu'on laisse faire la nature“ durch die Institutionen bis in die Literatur vollzogen zu haben. Die Beschreibung von Lebenswelten Jugendlicher bedarf keiner Perspektive, sondern zur effektiven Kommunikation mit potentiellen Lesenden bedient sich der Autor der Spiegelung des soziolinguistisch verdichteten zeitgeistigen Sprachstils dieser Altersgruppe: Der (undialektische) Eindruck wird vermittelt, der/die SenderIn liege auf derselben Wellenlänge, womit allerdings eben unkritisch eine mögliche Manipulation nicht ganz zu vermeiden ist. In polyphoner Mutation schlüpft der Autor in die Erlebniswelt von Feli(citas) und ihrer Freundin, in Mitschüler, sowie von Fabian – vulgo „Fak-E“ (in Zwischenüberschriften jeweils mit der milieugerechten Schrifttype „Freight Train Gangsta“ gestaltet), die sich in nächtlichen Odysseen (sprachlos?) sprayend zu artikulieren suchen – oft nach Risiko am Bahngelände hetzend und gleichzeitig einem Unfallopfer nachtrauernd. Schulische Arbeitswelten bleiben ausgespart ebenso wie Lebensperspektiven, Eltern (nicht ohne pubertäre Anwandlungen) sind stets voll tolerant verständnisvoll und mit finanzieller Unterstützung nicht knausernd. Wohl wird der Wille beteuert, nach polizeilicher Festnahme einen Schaden durch Erwerbsarbeit wiedergutmachen zu wollen, eine verantwortliche Realisierung wird nicht einmal erwogen. Als zentrales Problem tritt vor allem das Vorhandensein resp. das Funktionieren des Smartphones auf – im Notfall abgelöst durch gesprayte Herzen. Die Erlebniswelten sind in diesem Roman räumlich (aber auch bewusstseinsmäßig) fast wie in einem Closed-Room-Schema (gleichsam im Sog der Vereinzelung) auf wenige handelnde Gestalten begrenzt – weder allgemein politische noch aktuelle gesellschaftliche oder ökologische Reflexionen finden Anklang, Weltanschauung ist out. Damit bestätigen sich Untersuchungen (vgl. z. B. Xenia Valeska Jeremias, Berlin 2010), dass Sprayen zur Selbstverwirklichung diene, dass es als Sport um seiner selbst willen beschrieben wird, andererseits auch oft Langeweile dahinterstecke; nicht zuletzt sollen – mit mehr oder weniger Konformitätsdruck – Stress und Aggressivität abgebaut werden. Möglicherweise evozieren leere Flächen einen „Horror vacui“? Somit bietet der vorliegende Roman für manche Jugendliche eine interessante Lektüre – auf einer Metaebene aber auch eine spannende Reflexionsfläche.||


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Personen: Kaster, Armin

Schlagwörter: Freundschaft Jugend Berlin Graffito Roman Verlieben Stadtleben Jugenbuch Lebensgefühl Sprayer Antolin Klasse-7-10

DR.J
KAS

Kaster, Armin:
Street-heart / Armin Kaster. - 1. Aufl. - Kempen : BVK, 2016. - 164 S.
ISBN 978-3-86740-644-4

Zugangsnummer: 0028086001 - Barcode: 6104265123
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