Der Roman beginnt mit einem Paukenschlag: "Ich floh nackt und blutend auf einem Rennrad", lautet der erste Satz. Der Ich-Erzähler flüchtet vor dem Bruder seiner Freundin, einem Neonazi. Eine Gruppe von Rentnern bringt ihn ins Krankenhaus. Die Flucht scheint eine Konstante in seinem Leben zu sein. Als 14-Jähriger ist er mit seiner Familie aus dem belagerten Sarajewo geflüchtet. Diese Fakten stimmen mit den Lebensdaten des Autors überein. Der Roman hat eigentlich keine durchgehende Handlung, vielmehr verwebt der Autor viele Anekdoten: er springt zwischen seiner Kindheit in Bosnien und seinen Erlebnissen als Jugendlicher und Student in Deutschland hin und her. Besonders eindrücklich sind die Erinnerungen an den Bürgerkrieg. Die Jungs vertreiben sich die Zeit damit, Müllhaufen anzuzünden und im Sommer Obst zu stehlen und Computer zu spielen. Im Winter funktioniert die Heizung nicht und man muss auf den Streifzügen durch die Stadt auf die Heckenschützen achten und sich vor den Granaten verstecken. Es ist eine Kindheit, die geprägt ist von Brutalität und Egoismus. Er erzählt von seiner ersten Freundin Sarah, die Polizistin werden will und die hart dafür trainiert. Er erzählt von Mädchen, deren Brüder Neonazis sind. Den Hang zur Gewalt kann der Junge auch in Deutschland nicht ablegen: während des Studiums verübt er mehrere Einbrüche. Er landet in Untersuchungshaft. Sila zeichnet das Bild eines intelligenten und zerrütteten jungen Mannes. Er erzählt sehr authentisch und in einem manchmal derben und direkten Tonfall. Häufig sind die Geschichten hart, grotesk und zum Brüllen komisch, manchmal bleibt einem das Lachen im Hals stecken. Die Lektüre ist nichts für zarte Gemüter!
LHW.Lesen.Hören.Wissen / Markus Fritz

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Personen: Sila, Tijan