Wechselspiel aus Nähe und Distanz. (DR) "Paul hat sich in mein Leben geschlichen. […] Ich hatte mir gerade vorgenommen, eine Weile allein zu sein", so beginnt eine der acht Geschichten im Erzählband "Unter Wasser". Susanne Gregor legt wie in ihrem Debüt "Kein eigener Ort" Fährten, die manchmal unverhoffte Wendungen nehmen. Im Mittelpunkt stehen Protagonisten, die nach Leben, nach Nähe und sinnvollen Jobs dürsten. Auffallend sind Rollenbilder, die Gregor infrage stellt bzw. unterwandert. Junge Frauen sind nicht naturgegeben liebevoll und fürsorglich: Als Paul im Krankenhaus liegt, meldet sich Mona zwei Wochen nicht bei ihm, verbringt viel Zeit mit Marlies. Gregor spielt mit Erwartungen, die selten erfüllt werden. Verdichtete Sprache erzeugt latente Stimmungen: "Ron lachte nicht oft. Ich mochte das." (S. 7). Knappe Dialoge, stattdessen blaue Flecken an den Gliedmaßen, die unter der Decke verborgen werden, fröstelnde Körper und brennende Augen vermitteln Gefühle unsteter Paardynamiken. Wie beim Schwimmen unter Wasser bewegen sich die Protagonisten aufeinander zu, stoßen sich irgendwann wieder voneinander ab. Gregor, 1991 in der Slowakei geboren, erschafft mit ihren Protagonisten ein Spiegelbild der Gesellschaft. Empfehlenswert!
bn.bibliotheksnachrichten / Cornelia Stahl
Personen: Gregor, Susanne
DR
GRE
Gregor, Susanne:
Unter Wasser : Erzählungen / Susanne Gregor. - Graz : Literaturverl. Droschl, 2018. - 109 S.
ISBN 978-3-99059-014-0 fest geb. : ca. € 19,00
DR - Belletristik