Das Elend der Nachkriegszeit in Wien. (DR) Ein Roman, der schon einen Preis bekommt, bevor er fertiggestellt ist. Geschrieben in einer Mischung aus poetischer Sprache, verkürzten Sätzen, wienerischen Redewendungen. Ist das intellektuelles Kalkül oder Unsicherheit im Stil? Aber es ist der Inhalt, der einen gefangennimmt: Heinrich ist ein junger, verwirrter Mann zur Zeit des von den Alliierten besetzten Wiens. Er glaubt, dass er ein lebendiger Watschenmann ist. Er lässt sich verprügeln, damit das Schlechte, das der Krieg in die Menschen gepflanzt hat, heraus kann. Ein Serbe und eine Frau, die auf ihren Bräutigam wartet, der vielleicht aus sowjetischer Gefangenschaft kommt, helfen ihm zu überleben. "Trümmerliteratur" nannte man die Literatur der Nachkriegszeit. Die Aufarbeitung der Schrecken des Krieges, des Grauens, der Verzweiflung. Wolfgang Borcherts "Nachts schlafen die Ratten doch" und "Draußen vor der Tür" werden noch immer häufig in den Schulen gelesen. Aber damals lag alles noch in Schutt und Asche, war die Verheerung des Krieges allgegenwärtig. Kaum anzunehmen, dass fast 70 Jahre später sich eine Autorin in diese Zeit einfühlen kann. Doch so wie Maja Haderlap mit ihrem "Engel des Vergessens" begeistern konnte, so gelingt es auch Karin Peschka, eindringlich die Wunden, die der Krieg geschlagen hat, an ihren realistischen Charakteren zu zeigen. Sie muss nicht übertreiben, nach Effekten haschen, denn der Alltag ist schrecklich genug. Ein wirklich berührendes Buch.
Personen: Peschka, Karin
DR
PES
Peschka, Karin:
Watschenmann : Roman / Karin Peschka. - Salzburg : O. Müller, 2014. - 298 S.
ISBN 978-3-7013-1220-7 fest geb. : ca. € 19,00
DR - Belletristik