Sprachgewandter Roman über das Unglücklichsein - mit Lokalkolorit. (DR) Anna Weidenholzers Text ist eine Geschichte des Scheiterns, der Ängste und der Einsamkeit. Vordergründig erzählt die Autorin vom pensionierten Lehrer Karl Hellmann, der inspiriert von einer Dokumentation über Bhutan, dem Zentrum des Bruttonationalglücks, den Buthaner Fragebogen gemeinsam mit seiner Frau Margit für Österreich adaptiert, ehe er sich unangekündigt aufmacht, um in einem namenlosen Bergdorf Einheimische zu ihrer Lebenszufriedenheit zu interviewen. Wochenlang verbleibt der selbsternannte Pseudo-Glücksforscher als vorerst einziger Gast im verwaisten Hotel Post. Die Namenlosigkeit der Romanfiguren ist vordergründig der Wissenschaft geschuldet, spiegelt aber vielmehr die Beziehungslosigkeit der Protagonisten wider. Hellmanns Forschungen gehen schleppend voran. Die sich wiederholende Überschrift "Dreihundertvierundsiebzig Kilometer" verläuft parallel zur Stagnation des Protagonisten, dessen Wesenszüge sich unter anderem in konfliktreichen Gesprächen mit seiner Frau offenlegen. Diese machen nicht nur die räumliche Distanz der Eheleute deutlich. Nicht die Handlung, sondern die Atmosphäre in dem schneelosen Skiort in der Zwischensaison und die Orientierungslosigkeit der Romanfiguren stehen im Zentrum des Romans. Die Erzählung wirkt fragmentarisch, Zusammenhänge erschließen sich mitunter erst im Verlauf der Lektüre, vieles bleibt unklar.
bn.bibliotheksnachrichten / Sandra Brugger

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Personen: Weidenholzer, Anna