Plötzlich zur Waise geworden, muss die 14-jährige Wilhelmina das ungebundene Leben auf einer südafrikanischen Farm hinter sich lassen und sich in ein englisches Internat einfügen. (ab 12) (JE) Der erste Teil des Buches schildert das Leben der mutterlosen Wilhelmina auf einer Farm in Simbabwe. Gemeinsam mit ihrem einheimischen Freund ist sie in der Steppe zu Hause, kennt sich mit Tieren und essbaren Pflanzen aus und lebt gemäß den Tages- und Jahreszeiten. Als ihr Vater stirbt, wird das Mädchen nach England in ein Internat geschickt. Völlig überfordert ergreift Wilhelmina nach ein paar Wochen die Flucht und findet nach Tagen der Obdachlosigkeit in der Großmutter einer Zufallsbekanntschaft eine erwachsene Vertrauensperson, die sie wieder in die Schule zurückbringt. Über dieses Buch gibt es hymnische Rezensionen von jugendlichen LeserInnen, wahrscheinlich weil es Träume vom ungebundenen Leben, dem Eins-Sein mit der Natur, der Nähe zu wilden Tieren anspricht: "Um Wils Welt von ihrer schönsten Seite zu erleben, musste man bei Sonnenuntergang hinausgehen. [...] zur Belohnung sangen die Kröten und die Luft schmeckte nach Abenteuer." (S. 39) Der zweite Teil beschreibt dann das krasse Gegenteil: Unverständliche Schulregeln, ungenießbares Essen und Mobbing der härtesten Art. Und keinerlei pädagogisches Eingreifen bei allem sichtbaren Unvermögen des afrikanischen Kindes, die Welt eines englischen Internats zu verstehen. Offenbar lieben Kinder (ab 12) dieses Buch, ich kann mich von meiner erwachsenen Lesart nicht trennen: Ich nenne die fehlenden Kenntnisse von Körperpflege und Benehmen Verwahrlosung, finde die Abwesenheit von elementarer Schulbildung im Leben aller im Buch erwähnten Personen eine Schande ("ihr wertvollster Besitz bestand aus einer Kiste mit Büchern, die keinen der Jungen interessierte", S.105) und empfinde die Herzlosigkeit der Lehrerinnen und Mitschülerinnen im Internat als emotionalen Missbrauch ("Wie eine Wilde. Ob sie beißt? [...] Sie sieht aus, als wäre sie aus einem Zoo entflohen...Und diese Haare! Darin hätte ein Rattennest Platz. Ich wette, sie wäscht sich nicht. Ich wette, sie hat Läuse." S. 125). Aus diesen Gründen gibt es von mir keine Empfehlung für diese moderne "Trotzkopf"-Geschichte, allerdings lesen Kinder ab 12 Bücher mit anderen Augen. *bn* Doris Göldner||
Personen: Ahrens, Henning (Übers.) Rundell, Katherine
JE
RUN
Rundell, Katherine:
Zu Hause redet das Gras / Katherine Rundell. - Hamburg : Carlsen, 2012. - 252 S. - Aus dem Engl. von Henning Ahrens
ISBN 978-3-551-58264-5 fest geb. : ca. Eur 15,40
JE - KuJ-Belletristik