Erzählt wird die Geschichte von der zwölfjährigen Nour, Kind syrischer Einwanderer in New York, die über ein fotografisches Gedächtnis verfügt und die Fähigkeit, Gerüche, Klänge und Buchstaben in Farben zu sehen. Als der Vater stirbt, kehrt die Mutter, eine Landkartenmalerin, mit ihren drei Töchtern in die syrische Heimat zurück, 2011, nach Homs - gerade, als dort die ersten Bomben fallen. Ausgebombt und verletzt begeben sich die Frauen mit des Vaters Jugendfreund Abu Said auf eine lange Reise quer durch Syrien, Jordanien, Ägypten, Libyen und Algerien nach Marokko, wo in der spanischen Exklave Ceuta ein Onkel zumindest einmal gewohnt hat. Eine überaus gefährliche Reise ins Ungewisse, bei der Angst ständiger Begleiter ist. Trost spenden Nour die Gute-Nacht-Geschichten ihres Vaters von der tapferen Rawiya, die als Junge verkleidet, al-Idrisi fast 1000 Jahre zuvor auf einer ähnlich gefahrvollen Reise begleitete. Als die Familie getrennt wird, findet Nour in der farbenfrohen Landkarte der Mutter eine Botschaft, die den Weg weist zu dem Ort, an dem sie sich hoffentlich alle wiedersehen werden. - Die Autorin schildert authentisch Grauen und Gefahren von Krieg und Flucht, denen ganz besonders Frauen ausgesetzt sind, andererseits auch eine ganz selbstverständliche Solidarität und Hilfsbereitschaft untereinander, die auch immer wieder von Geflüchteten als selbst erlebt bestätigt wird. Ein großartiges Erstlingswerk und trotz aller Tragik eine wunderbar poetische Geschichte.
[Quelle: Michaelsbund, Rezession durch Elisabeth Bachthaler]
Personen: Joukhadar, Zeyn
Jou
Joukhadar, Zeyn:
Die Karte der zerbrochenen Träume : Roman / Zeyn Joukhadar; aus dem amerikanischen Englisch von Andrea Kunstmann. - München : Wilhelm Heyne Verlag, 2019. - 443 Seiten
ISBN 978-3-453-27151-7 Festeinband : EUR 8,18
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