Ein emanzipierter Jim erzählt seine Abenteuer mit Huckleberry Finn neu aus seiner Sicht.
Jim und seine Familie sind Sklaven im Besitz von Miss Watson. Als Jim erfährt, dass er verkauft werden soll, flieht er auf eine unbewohnte Insel im Mississippi. Auch der weiße Junge Huckleberry Finn ist dort auf der Flucht, allerdings vor seinem trunksüchtigen Vater, der ihn ermorden will, um an das Geld zu kommen, das Huck aus einer Belohnung erhalten hat. Zusammen schippern die beiden Freunde auf einem Floß den Mississippi hinunter und erleben jede Menge Abenteuer, die in einigen Passagen von Mark Twains Roman abweichen. So wird Jim z.B. an eine fahrende Minstrel-Gruppe verkauft, in der er vorgeben muss, ein weißer Sänger zu sein, der sich für einen Schwarzen ausgibt. Bei der Heimkehr von Huck und Jim erfährt Jim außerdem, dass seine Familie verkauft wurde. Er flieht erneut und zettelt einen Aufstand an, um sie zu retten und in die Nordstaaten zu entkommen. - Dieser Roman ist ein außergewöhnliches Leseerlebnis, denn der Autor gibt dem geknechteten Jim gleich zwei Stimmen. In Unterhaltungen mit anderen Sklaven sprechen alle kultiviert, während in Gesprächen mit den weißen Unterdrückern stets ein künstlicher Dialekt verwendet wird. So wird die Unwissenheit der "Herren" stärker zum Ausdruck gebracht und sie werden gleichsam vorgeführt, ohne es zu wissen. Gleichzeitig sind die Unterdrückten die Zivilisierteren, die nur durch Gewalt in ihrer Knechtschaft gehalten werden und sich auch selbst nur durch Gewalt befreien können. Ein nachdenklich stimmender Roman, der mit feiner Feder sehr einfühlsam übersetzt wurde.
[Quelle: St. Michaelsbund; Buchprofile: Stefanie Simon]
Personen: Everett, Percival Stingl, Nikolaus
Eve
Everett, Percival:
James : Roman / Percival Everett ; aus dem Englischen von Nikolaus Stingl. - 1. Auflage. - München : Hanser, 2024. - 329 Seiten
ISBN 978-3-446-27948-3 Festeinband : EUR 26,00
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