Überlebenskampf gegen die Gräuel des Schicksals. (DR) Hauptprotagonistin in Philippe Djians neuestem Roman ist Michèle, eine beruflich erfolgreiche Frau um die 50. Seit dem Amoklauf ihres Vaters, der einst ein Blutbad an Jugendlichen anrichtete, gesellschaftlich geächtet und aufgrund der steten Anfeindungen immer unter Strom. Ihrem damaligen Gatten gelingt es zunächst, sie aus dieser Lethargie zu reißen. Er ist für sie da und nimmt sie in der Öffentlichkeit in Schutz. Doch nun, da sie geschieden ist, hat sie neben ihrem Sohn, der auch nicht so wirklich mit seiner Lebenssituation klarkommt, nur noch Anna, ihre Chefin und beste Freundin, mit deren Lebensgefährten sie eine Affäre hat. Aber das Leben hat noch weitere schwere Schicksalsschläge für sie parat: Sie entkommt nur knapp einer versuchten Vergewaltigung und bald darauf stirbt ihre Mutter, zu der sie ob ihrer Vergangenheit ein besonders inniges Verhältnis hatte. Nachdem sie sich mit ihrem perversen Nachbarn, den sie zuvor als ihren Vergewaltiger entlarven konnte, sexuell einlässt, beginnt ein perfides erotisches Katz-und-Maus-Spiel, das ein für Djian typisches Ende findet. Dieser Roman ist nicht so actionreich, wie Djian-LeserInnen vielleicht gewohnt sind. Auch die poetischen Beschreibungen sind eher knapp gehalten. Es geht dem Autor vielmehr um eine authentische Darstellung der vielschichtigen Realität, die seinen Figuren bis zum Schluss Glaubhaftigkeit verleiht. Zwänge und menschliche Schwächen werden nicht entlarvt, sondern bilden stets das Produkt aus diversen unvorhersehbaren tragischen Vorkommnissen, gegen die jeder Einzelne machtlos zu sein scheint. Und auch wenn wir im Laufe unseres Lebens unsere eigenen Tricks entwickeln, unsere Waffen selbst auswählen und auf eine persönliche Art und Weise versuchen, das Beste zu geben, im Kampf gegen das Schicksal sind sich doch wieder alle Menschen gleich, was sich sehr schön aus dem Ende des Romans ableiten lässt, der dieses Werk poetisch abrundet und zu einer empfehlenswerten Erwachsenen-Lektüre macht.
[Quelle: biblio.at]

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Personen: Djian, Philippe

Schlagwörter: Frankreich