Eine italienische Entdeckung, welche die Welt in traurige englische Nebelschwaden hüllt. (DR) Das Björkposter hängt schief über ihrem Bett in der neubezogenen Wohnung. Egal. Die neugekaufte knallpinke Regenjacke verschwindet im Mülleimer. Ihr egal. Das Essen verschimmelt in der stickigen Wohnung im tristen Leeds. Aber auch das ist Camilla egal. Denn die Mutter spricht nicht mehr, seit der Vater mit seiner Geliebten im Straßengraben verreckte. An diesem Tag gab Camilla ihre Träume auf, verließ ihre Wohnung und stellte ihr eigenes Leben in der Warteschleife ab, um ihre Mama davon abzuhalten, Löcher zu fotografieren. Löcher im Boden, Mottenlöcher in der Kleidung und auch Körperöffnungen werden von der einst so grazilen Flötistin festgehalten. Camilla beginnt, sich mit ihrer Situation abzufinden, bis sie den jungen Chinesen Wen kennenlernt, der ihr zeigt, dass das Leben in Leeds nicht nur grau sein muss. Der Debütroman der jungen italienischen Autorin Viola Di Grado besticht durch eine sprachliche Originalität, welche sich durch eine Mischung aus lyrischer Leichtigkeit und literarischer Trotzigkeit auszeichnet. Um in diese Sprache zu finden, braucht man vielleicht ein paar Seiten mehr, dennoch ist "Siebzig Acryl, dreißig Wolle" ein beachtenswerter Roman, der auf weitere Bücher der jungen Schriftstellerin hoffen lässt.
(Quelle: Österr. Bibliothekswerk, Katharina Ratzberger)
Personen: Di Grado, Viola
DiG
Di Grado, Viola:
Siebzig Acryl, dreißig Wolle : Roman / Viola Di Grado. Aus dem Italienischen von Judith Schwaab. - Dt. Erstveröffentlichung , 1. Auflage. - München : Luchterhand, 2012. - 253 Seiten
ISBN 978-3-630-87387-9 Broschur : EUR 10,00
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