Mia san vom Orient dahoam?
Die Bayern gibt es eigentlich gar nicht so wie wir sie uns denken, sondern die kamen irgendwann von wer weiß wo her - das Gerücht kennen wir, es ist schon Teil vom allgemeinen Smalltalk, selbst in offiziellen Kreisen. Doch da ist immer noch diese lästige Ungewissheit: Woher kommen die Bayern denn nun wirklich, also ursprünglich? Jetzt testet da einer die weiß-blaue Weltoffenheit mit einer mutigen Antwort: Bayern ist eigentlich ein orientalisches Land! Wie jetzt - mia san vom Orient dahoam? Ungarn lassen wir ja noch durchgehen, Griechenland passt auch noch, aber von noch weiter hinten? Da wo es praktisch überhaupt keinen Schweinsbraten gibt, und keinen Alkohol auch nicht? Wer kommt denn auf so eine Idee? Klaus Reichold aus München (Aha, ein Münchner!) erklärt es in aller Ruhe, in fünfzehn Kapiteln und nebenbei auch noch recht gelehrt mit zwölf Seiten Anmerkungen, Register und allem Drum und Dran. Doch seine Orient-These beweist er vor allem unterhaltsam und mit einer Art des Erzählens, wie sie eigentlich nur im Orient zu Hause ist. Dort, wo die kreative Abschweifung als Kunst gesehen wird und die Fesselung der Zuhörer, oder auch Leser, oberstes Ziel ist. Auf diesem Weg wagt er sich auch an steilste Thesen mit Kapitelüberschriften wie: "Warum Berlin genau genommen zu Bayern gehört", "Warum die Weißwurscht irgendwie indisch schmeckt" oder auch "Warum Bayern eine einzige Völkerschau ist". Mein Tipp für den Umgang damit: Einfach mit Genuss zuhören, oder lesen, und ihm die Geschichte von der schönen Vielfalt glauben, dann wir jedem klar, dass sie kein orientalisches Märchen ist. Und wer nicht zuhören mag bleibt einfach beim "mia san mia".
[Quelle: Sankt Michaelsbund Bayern im Buch-Rezension von Klaus Bovers]

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Personen: Reichold, Klaus

Schlagwörter: Altbayern

Interessenkreis: Bayern