Für den Juden, der im Diesseits den Ort der göttlichen Schöpfung, Gerechtigkeit und Erlösung sieht, ist Gott eminent der Herr der Geschichte, und da stellt "Ausschwitz" selbst für den Gläubigen den ganzen überlieferten Gottesbegriff in Frage. Es fügt in der Tat der jüdischen Geschichtserfahrung ein Niedagewesenes hinzu, das mit den alten theologischen Kategorien nicht zu meistern ist. Wer aber vom Gottesbegriff nicht einfach lassen will - und dazu hat selbst der Philosoph ein Recht - der muss, um ihn nicht aufgeben zu müssen, ihn neu überdenken und auf die alte Hiobsfrage eine neue Antwort suchen. Den "Herrn der Geschichte" wird er dabei wohl fahren lassen müssen. Also: Was für ein Gott konnte es geschehen lassen?
Personen: JONAS, HANS
Welt/Jud/Glaub 01
Jonas, Hans:
Der Gottesbegriff nach Auschwitz : Eine jüdische Stimme. - 1. Auflage. - Berlin : Suhrkamp, 1987. - 50 Seiten
ISBN 978-3-518-38016-1 kartoniert : 3,00 EUR
Buch