"Gott ist tot" - dieses berühmte Diktum Friedrich Nietzsches für sich genommen könnte wie ein
Schluss- oder Grabstein über all den Fragen liegen, die sich die Menschen je nach einem höheren Wesen gestellt haben, nach dem Glauben und auch dem Sinn des Lebens. Nihil - Nichts,
als alleinige Antwort. Doch man hätte diese Passage des tollen Menschen aus der "Fröhlichen
Wissenschaft" nicht genau gelesen. Denn, erstens, fragte der tolle Mensch bereits Menschen,
die nicht mehr an Gott glaubten. Und nicht nur, dass Gott tot sei, ist die zentrale Aussage, sondern vielmehr, dass wir ihn getötet hätten. Und aus dieser Tat und ihren Folgen entspringen
unzählige Fragen: Aber wie haben wir dies gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir
uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht wie durch ein
unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? und man könnte sagen, kulminierend endet diese Kette von Fragen in dem einen Satz über diese Tat: Müssen wir nicht selber
zu Göttern werden, um nur ihrer würdig zu erscheinen?
Mit diesem Gedanken verschiebt sich eine entscheidende Perspektive. Gedacht wird nicht
mehr von einer tradierten Religion aus und der Frage, wie sich diese Tradition vermitteln oder
aneignen ließe. Vielmehr stehen das Subjekt im Vordergrund und sein schöpferischer Akt der
Herstellung von Bedeutung und Sinnbildung. Sein Glaube, als Gegenstück zum Nichts. Das
mitzusprechende "Ich" im Verb credo gewinnt fortan an Bedeutung.
Weiterführende Informationen
Personen: Achinger, Eva Miethge, Christiane
Med/Glaub 01
Achinger, Eva:
Woran glauben? - Frankfurt am Main : Katholisches Filmwerk, 2014. - 45 Minuten + Beiheft
in Behältnis : 35,00 EUR
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