Tiefgründiger und spannend erzählter Roman über eine Ehekrise und ein berufliches Dilemma einer Richterin.
Fiona Maye, 59-jährige Berufungsrichterin in Familienangelegenheiten am High Court in London, hat über den Eilantrag einer Klinik zu entscheiden, die bei einem fast volljährigen, an Leukämie erkrankten Jungen eine lebensrettende Bluttransfusion vornehmen will - dies allerdings gegen den erklärten Willen des Jugendlichen und seiner Eltern, die überzeugte Zeugen Jehovas sind. Nach einem intensiven Gespräch mit dem Jungen entscheidet die Richterin im Sinne ihres Kindeswohlverständnisses zu Gunsten der Klinik. Erstaunlicherweise, psychologisch allerdings völlig nachvollziehbar, sind die Eltern (aber auch der Junge selbst) über die Entscheidung der Richterin erleichtert, ja glücklich, ist so doch das Leben ihres geliebten Kindes gerettet, ohne dass sie gegen ihre religiöse Überzeugung verstoßen mussten. Der Junge, von der Klugheit, dem Mut und der Empathie der Richterin fasziniert, sucht ihre Nähe, die sie jedoch aus Standesgründen nicht zulassen kann, zumal sie - und das ist der zweite Handlungsstrang des Romans - sich in einer schweren Ehekrise befindet. Das Recht auf Leben und die Pflicht, fremdes Leben zu schützen, versus Selbstbestimmungsrecht und Freiheit der religiösen Orientierung stehen hier also gegeneinander und werden in sehr ernsthafter Weise in spannend inszenierten Gerichtsszenen gegeneinander abgewogen. (Quelle: borromedien)
Personen: McEwan, Ian
MacEw
McEwan, Ian:
Kindeswohl : Roman / Ian MacEwan. - Zürich : Diogenes, 2015. - 224 S. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-257-06916-7 fest geb. : 21,90
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